Mülheim..
Der tägliche Arbeitsplatz kann ganz unterschiedlicher Natur sein. Klassisch: im Büro. Vielleicht auch auf dem Bau, am Empfangsschalter oder schon etwas exotischer: im Cockpit eines Flugzeuges. Zu den nicht so alltäglichen Arbeitsplätzen gehört mit ziemlicher Sicherheit der von Frauke Lenz und Martin Bielak. Ihr Bürostuhl ist der Ast einer Rotbuche, ihr Computer das Sicherungsseil. Lenz und Bielak sind Baumkletterer und waren am Freitag im Witthausbusch unterwegs.
Mit viel Kraft zieht sich Martin Bielak am Seil nach oben – 15 Sekunden später steht er auf dem Ast der Rotbuche. Seine Aufgabe: das Totholz aus dem Baum zu entfernen. Mit der Säge geht’s ans Werk, die ersten Äste fallen mit einem lauten Knall auf den Boden. Seine Kollegin Frauke Lenz sitzt schon ein Stückchen weiter oben im Baum – mindestens 15 Meter über dem Waldboden. Schwindelfrei sollten Baumkletterer also auf alle Fälle sein. Worauf kommt es sonst an? „Baumkletterer müssen sehr risikobewusst sein“, erklärt Lenz, „zwar würde ich die Arbeit nicht unbedingt als gefährlich bezeichnen, aber man muss immer aufpassen. Außerdem ist Teamarbeit wichtig, man geht immer zu zweit in den Baum.“ Eine Eigenschaft, die für ihren Beruf wichtig ist, liegt Lenz noch besonders am Herzen: „Wir müssen immer ruhig und besonnen an die Arbeit gehen.“
Kein klassischer Ausbildungsberuf
Baumkletterer ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Die meisten, die den Job machen, haben vorher studiert oder eine Ausbildung im Landschaftsbereich absolviert. Zum Beispiel zum Garten- und Landschaftsbauer. Frauke Lenz hat ein Studium zur Forstwirtin abgeschlossen. Um offiziell hoch auf den Baum zu dürfen, sind Scheine nötig. „Das dauert fünf Tage. Danach kann man aber noch nicht klettern“, sagt Lenz. Die wirklichen Fähigkeiten hat sie sich dann durch Praktika und regelmäßige Mitarbeit angeeignet. Die Faszination daran habe sie nie wieder losgelassen, sagt Lenz. Mittlerweile ist sie in Freiburg selbstständig.
Auf so einen Baum kann man nicht einfach drauf los klettern – ohne gute Vorbereitung geht’s nicht. Der Baum muss untersucht werden, ob er überhaupt noch gesund genug ist und zum erklettern taugt. Danach kommt die größte Schwierigkeit auf die Baumkletterer zu: Irgendwie muss ja am Anfang ein Seil in den Baum – und das noch möglichst weit nach oben. Die Lösung bietet ein kleines, mit Blei gefülltes Säckchen und ein daran befestigtes dünnes Seil. Ein gekonnter Wurf – und das Säckchen schlingt sich um einen Ast herum. Nicht immer klappt das beim ersten Versuch. „Das ist schon eine Kunst für sich. Bis man das mit dem Werfen drauf hat, kann es schon eine Weile dauern“, meint Frauke Lenz.
Die Entfernung des Totholzes im Witthausbusch ist eine lebenswichtige Angelegenheit. Runterstürzende Äste stellen für vorbeigehende Fußgänger eine große Gefahr da. Untersucht wurden vor allem die Bäume, deren Äste vom Tiergehege aus über dem Gehweg verlaufen – um nach dem Entfernen den Weg für die Fußgänger wieder hundertprozentig sicher zu machen.