Was passiert, wenn ein Ritter aus dem Mittelalter mit seinem Knappen per Zeitreise in der Gegenwart landet, wissen Kinofreunde seit dem französischen Kultfilm „Die Besucher“. Darin verkörpern die Schauspieler Jean Reno und Christian Clavier die Protagonisten beim Aufeinandertreffen von Menschen aus dem düsteren Zeitalter auf die technisch-fortschrittliche Ist-Welt.
Die genaue Umkehrung dessen konnten Besucher an Pfingsten nun zum zehnten Mal am Schloß Broich erleben: Das Spektakulum samt Ritter-Turnier verwandelte die Anlage aus der Karolinger-Zeit in ein mittelalterliches Zeltlager. Und nicht nur die Akteure des Veranstalters, der Gesellschaft für Burgenmarketing mbH, waren „gewandet“, auch Besucher schlüpften bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius in ihre historischen Kostüme und blätterten etwa als Erwachsener allein stolze zehn Euro (nicht gewandet zwölf) für das Spektakel hin. Kühlende Getränke und Speisen exklusive.
Verblüfft schauen Passanten am Sonntag, denen auf der Schloßbrücke kleine Prinzessinnen oder Ritter begegnen, die allesamt zum Zentrum der Bewegung, dem Schloss, ziehen. Und wo es mittelalterlich aussieht, wandeln sich auch die flotten Sprüche. „Hoffentlich ist es nicht die Pest, meine Liebe“, witzelt ein stämmiger bärtiger Kerl, der einen wolligen Schottenrock trägt, als seine Gegenüber lauthals hustet.
Trotz sengender Hitze und kaum Schattenplätzen ist es brechend voll. Szene-Anhänger haben es sich in ihren Heerlagern gemütlich gemacht. Die „Bilicis“ kommen etwa aus Düsseldorf-Bilk. „Das ist der alte Stadtteilname“, erklärt Markus Heidemüller, während er handwerklich mit Leder beschäftigt ist. Das ist seine Rolle an diesem Wochenende, kein Handy, kein Internet, keine Technik.
Die „Bilicis“ übernachten in der Müga, wie dutzende andere Gruppen. Die Frauen kochen und nähen, die Männer schmieden, schreinern – oder trinken Met in der Taverne. Alles sieht original aus, soll es auch. Schließlich leben die „Bilicis“ im Jahr 950 im Stile des nördlichen Dänemark. Und welche Hygiene gab’s? Heidemüller muss lachen: „Na ja, Zahnbürsten haben wir, aber das Wasser zum Waschen ist so warm, wie es in der Umgebung ist.“ Immerhin.
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