Mülheim. .

Die Mülheimer Theatertage stehen in diesem Jahr ein bisschen unter einem tragischen Stern. Erst musste das Pollesch-Stück wegen Erkrankung des Hauptdarstellers ausfallen, Sonntagabend dann stellte die aus Dresden mitgebrachte Drehbühne vorübergehend den Betrieb ein.

Noch vor Beginn wurde eine kleine Pause eingeläutet. So traumhaft schön wie der laue Sommerabend war, alle – und der Raum war mit rund 180 Zuschauern gut gefüllt – fanden wieder den Weg zurück auf die Studio-Bühne. Dem stürmischen Applaus am Ende zufolge, hat es wohl niemand bereut. Nach dem etwas holprigen Anfang kam das Stück „Vater Mutter Geisterbahn“ von Martin Heckmanns aber dann gleich richtig in Schwung. Die Geschichte nahm rasant Fahrt auf.

Darin schickt Heckmanns die Kleins auf die Geisterbahn einer Kleinfamilie ohne Richtung. Mutter (Nele Rosetz) ist abgebrochene Philosophie-Studentin, Vater (Christian Erdmann) ein verhinderter Regisseur, der die Regie im Copy-Shop übernommen hat. Da wird Sohn Otto (Robert Niemann) zum Zentrum und Experimentierfeld für Erziehungsmodelle: „Der Junge muss doch eine Aussicht haben auf gelingendes Leben.“ Es ist tragisch und komisch zugleich, wie sich diese beiden gebrochenen Menschen auf die Geisterfahrt beim „Unternehmen Erziehung“ begeben und dabei selber nicht wissen, wie ihre Zukunft aussehen soll. Was sollen sie dann ihrem Kind weitergeben? Und so spielen sie ihm Theater vor. Und das Kind hält ihnen geschickt den Spiegel vor.

Die lebensnahe Familienfarce kam beim Publikum an. Locker verlief dann das anschließende Publikumsgespräch mit dem gesprächsfreudigen Autor (selbst Vater eines Sohnes), dem engagierten Ensemble, Regie (Christoph Frick) und Dramaturgie (Heckmanns mit Julia Weinreich). Und es wäre nicht verwunderlich, wenn Martin Heckmanns erneut den Publikumspreis abräumen würden. Das ist ihm schon zweimal gelungen: 2003 für „Schieß doch, Kaufhaus“ und 2004 für „Kränk“. Aber erstmal weiter gucken: Es laufen ja noch drei Stücke bis zur Jury-Sitzung am 7. Juni.