Mülheim.
Der spanische Flamenco ist längst auch im Ruhrgebiet zuhause. Dafür garantiert seit vielen Jahren der exzellente Gitarrist Rafael Cortes, der mit seinem Wohnsitz in Essen als Botschafter des Flamenco auch schon mal schnell die Konzertbühnen der Nachbarstädte besuchen kann. In der Mülheimer Stadthalle gab der virtuose Saitenkünstler jetzt unter dem Titel „Guitarra Flamenca“ zusammen mit seiner Gruppe ein begeisterndes Konzert zwischen Tradition und Moderne.
Rafael Cortes, der einer Flamenco-Dynastie aus Granada entstammt, hatte bereits als Kind Gitarrenunterricht bei seinem Großvater, entwickelte dann aber einen eigenen Stil, der Elemente aus Jazz, Latin und Klassik mit den alten Rumbas und Bulerias des Flamenco miteinander verbindet.
Der weit gereiste Musiker, der einen intensiven Kontakt zur internationalen Flamenco-Szene pflegt und auch bereits mit Alt-Star Paco de Lucia die Bühne teilte, präsentierte an diesem Abend aus seinem üppigen Repertoire alte und neue Interpretationen spanischer Gitarrenmusik.
So begann der deutsch-spanische Flamenco-König, der so gar nichts vom stolzen Macho-Klischee vieler Kollegen verkörpert und eher freundliche Zurückhaltung pflegt, das Konzert mit einem wunderbaren Solostück. Mit leicht hallender Akustik und mit viel Gefühl für die feinen Zwischentöne dieses schönen Flamenco-Arrangements gab Rafael Cortes eine Kostprobe seiner grandiosen Gitarrentechnik, die tief in der Tradition seiner andalusischen Ahnen und Landsleute verwurzelt ist.
Nach und nach füllte sich dann die Bühne mit seinen Mitstreitern, einem Percussionisten, zwei Gitarristen, einem Sänger und schließlich noch einer temperamentvollen Tänzerin, die dem Stakkato der Gitarren durch den schnellen Wirbel ihrer Absätze akustischen und optischen Nachdruck verlieh.
Zu den Höhepunkten gehörte eine mit viel Hingabe gespielte Version von Chick Coreas „Spain“, das nicht nur auf dem Jazzklavier seinen Reiz hat. Insgesamt konnte das Ensemble aber die Intensität des Solospiels von Rafael Cortes nicht ganz erreichen. So hätte der Rhythmus zum Takt der Tänzerin vielleicht noch zwingender sein können.
Doch das deutsche Publikum, das einst von den andalusischen Flamenco-Popstars der „Gipsy Kings“ und durch viele Reisen nach Spanien für diese mitreißende Musik geworben werden konnte, bedankte sich mit viel Applaus für ein furioses Konzert.