Mülheim.

„Dann wollen wir uns mal“, begrüßte der Kabarettist sein geneigtes Publikum, „einen schönen Abend machen“. Ein Versprechen, das Jürgen Becker mit seinem aktuellen Programm „Der Künstler ist anwesend“ am Freitagabend in der gut besetzten Stadthalle voll und ganz einlöste.

Und schon in den ersten Sätzen bekamen FDP, Kirche, Salafisten ihr Fett weg. Und dann die Branche, der er eigentlich den ganzen Abend widmete, die Kunst: „Das Bild muss für sich selbst sprechen. Aber meistens sagt es einem nichts.“

Das übernahm dann Becker. Und der sagte uns viel. Nämlich, wie man mittels Kunst unterhaltsame Kritik an Religion und Gesellschaft üben kann. Gewürzt mit manch abgehangenem aber immer noch zündendem Kalauer, hatte er sein Publikum fest im Griff. Der Mann ist nicht nur in Kurzauftritten eine Ohrenweide, er trägt auch – rheinisch locker und total entspannt -- durch einen ganzen Abend.

Und der forderte nicht nur den anwesenden Kleinkünstler: Mit einem Parforceritt durch unsere Kunst- und Bildungsgeschichte und mit reichlich eingeblendetem Bildmaterial spannte der Kölner Kabarettist einen Bogen von den Höhlenmalereien bis zur Moderne. Klar, dass es auf den ausgewählten Bildern reichlich Provokantes zu sehen gab, was der Kabarettist als Steilvorlage nutzte. Die Darstellung von Bauch, Beine, Po bei Rubens ließ ihn vermuten, der Künstler müsse in Köln mal Trude Herr begegnet sein. Und „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David aus den Brüsseler Museen der schönen Künste kommentierte er so: „Wer politisch tot ist, hängt am Ende in Brüssel rum.“

Becker beherrscht die Palette seines Genres vom harmlosen Witzchen bis zur zündenden Pointe, und er wertschätzt sein Publikum, was er am Ende mit einem schönen Kompliment zeigte: Durch einen leeren Rahmen sah er auf das für ihn wertvollste Bild.

Die Schlusspointe kam unerwartet: Unter den Klängen von „Drink doch ene met“ rollte man Kölschfässchen auf die Bühne, Köbesse gingen mit Kölschkränzchen herum und Becker mahnte schelmisch: „trinkt, sonst wird es alt“. Das ließen sich viele Zuschauer nicht zweimal sagen und enterten die Bühne.