Mülheim. .
Das ehrgeizige Projekt des Mülheimer Wohnungsbaus (MWB), an der Brüsseler Allee in Saarn ein Mehrgenerationenhaus mit 45 Wohnungen zu bauen, nimmt Formen an. Dem demokratisch organisierten Planungsprozess mit künftigen Mietern soll im Sommer ein Bauantrag entspringen. Die Hälfte der Wohnungen sind bereits vergeben.
Der MWB versucht sich in einem alternativen Bauprojekt. Auf einem rund 4500 m2 großen Grundstück soll für knapp 8 Mio Euro ein U-förmiger Wohnkomplex entstehen, der die Gemeinschaft der späteren Mieterschaft nicht nur baulich in den Mittelpunkt setzt. 45 Mietparteien werden später gemeinsam Verantwortung tragen für einen Gemeinschaftsraum, auch in den Außenanlagen sind Orte des Zusammentreffens, der Kommunikation vorgesehen.
"Künftige Mieter in das Projekt einbinden"
Zurzeit erarbeiten künftige Mieter in Arbeitsgruppen Konzepte für die Gemeinschaftsflächen. Ob da nun ein Spielplatz, ein Grillplatz, eine Ruhezone, gar ein Kräutergarten oder anderes verwirklicht wird, ist noch in der Diskussion. Die Mieter planen ihren künftigen Lebensraum selbst – und lernen dabei gleich ihre späteren Nachbarn kennen. Architekten, auch ein Landschaftsplaner und eine Moderation stehen ihnen zur Seite.
„Das ist unser Anspruch“, sagt Projektleiterin Dr. Yvonne Boenke. „Wir wollen die künftigen Mieter in das Projekt einbinden.“ Seit Herbst 2011 gibt es ein monatliches Treffen. Zusätzlich haben sich sechs Arbeitsgruppen gebildet, die sich Gedanken machen über die Gestaltung und Belebung des Gemeinschaftsraumes, über „Klima & Co“, die Hausordnung, „Elektromobilität/ÖPNV“, die Nutzung der Außenanlagen. . . Eine Gruppe fragt sich, wie Familien für das Projekt gewonnen werden können.
Generation Ü50 begeistert, Familien zögern
Das ist ein kleiner Knackpunkt. Für das Wohnprojekt haben sich schon reichlich Singles und Paare der Generation Ü 50 begeistern lassen, Mieter mit Kindern machen sich aber noch rar. Erst fünf Mietparteien mit insgesamt sieben Kindern sind an Bord. MWB-Geschäftsführer Frank Esser will gerne deutlich mehr Familien in Saarn begrüßen, „ein bisschen schade“ sei die Zurückhaltung schon. Unruhig wegen des bisher eher mauen Interesses ist er aber nicht. Beim MWB hat man sich bei Trägern ähnlicher Projekte erkundigt. „Erfahrungsgemäß kommen Familien später hinzu“, so Esser. Sie hätten in ihrem Alltag weniger Freiraum für einen langen Planungsprozess, schlügen lieber zu, wenn es konkret werde.
Ziemlich konkret sind schon die architektonischen Planungen. Die im „U“ angeordneten Wohnbauten werden vier Geschosse plus ein Staffelgeschoss mit Penthouse-Wohnungen und Pultdach haben. Im inneren „U“ werden Laubengänge die Zugänge zu den Wohnungen bilden; sie sollen so großzügig angelegt sein, dass dort Raum für den Nachbarschaftsplausch, auch Bänke oder Stühle ist. Die Mieter haben das entschieden. Ihre Balkone lassen sie entsprechend nicht zum Innenhof platzieren. Sie sollen geschützter Privatbereich bleiben.
Geplanter Einzug im Frühjahr 2014
Architekt Carsten Czaika zeigt gerne, wie frei die Mieter bei der Gestaltung innerhalb ihrer vier Wände waren bzw. sind. Die MWB hat sich extra für eine Schottenbauweise entschieden. So können Mieter ihre Zwei- bis Vier-Raum-Wohnungen (62 bis 103 m2 groß) nach eigenem Gusto aufteilen – eher nach klassischer Raumteilung oder mit offenem Bereich für Küche, Ess- und Wohnzimmer. Schlafzimmer zum Laubengang oder doch lieber die Küche? Alles frei wählbar.
Noch in diesem Jahr will der MWB mit dem Bau beginnen. Im Frühjahr 2014 sollen die neuen Mieter einziehen – und die Gemeinschaft der Generationen mit Leben füllen.