Mülheim..
Der Protest zu „Stuttgart 21“ hat sein Ziel verfehlt, der Protest namens „Winkhausen 24“ nicht.
Eineinhalb Jahre ist es her, dass das Presbyterium der evangelischen Markusgemeinde mit dem Beschluss, das Gemeindezentrum am Knappenweg samt Kindertagesstätte „Unter dem Regenbogen“ schließen zu wollen, einen Proteststurm ausgelöst hat, der im Kirchenkreis seinesgleichen sucht. Jetzt steht endgültig fest: Das Gemeindezentrum hat Zukunft.
„Lasst die Kirche im Dorf!“ Mit diesem Slogan hatten Gemeindeglieder im Oktober 2010 auf den Schließungsbeschluss des damaligen Presbyteriums reagiert. Jenes Leitungsgremium hatte in einer umstrittenen Rechnung präsentiert, dass der Standort Knappenweg finanziell nicht zu halten sein würde. Halte man an ihm fest, sei die Gemeinde 2024 pleite.
Die stark anwachsende Protestgruppe „Winkhausen 24“ setzte dagegen, zeigte auf, dass die Finanzprognose nicht stimmig war, legte ein Konzept vor, wie mit Engagement aus der Gemeinde heraus die Betriebskosten für das Gemeindezentrum aufgebracht werden könnten. Mit Erfolg: Am Ende trat das Presbyterium um Pfarrerin Esther Kocherscheidt zurück, der Schließungsbeschluss wurde auf Eis gelegt.
Schließungsbeschluss zurückgenommen
Nachdem zwischenzeitlich Superintendent Helmut Hitzbleck die kommissarische Leitung der Gemeinde übernommen hatte, wählte die Gemeinde, die noch ein weiteres Zentrum am Springweg (Dümpten) unterhält, bei unvergleichlich hoher Beteiligung im Februar ein neues Presbyterium. Der Pfarrbezirk Winkhausen ist darin stark vertreten, und so ist es kein Wunder, dass der auf Eis liegende Schließungsbeschluss in der ersten Sitzung des Gremiums nun komplett zurückgenommen worden ist.
Die Protest-Organisatorin von einst, Christina Schäfermeier, ist nun selbst Presbyterin – und freut sich über das gute Ende für sich und ihre Mitstreiter: „Ein Stück Infrastruktur bleibt nun erhalten, in einer Zeit, wo so viel auf der Kippe steht.“ Es habe sich gelohnt, für die Sache einzustehen. Neben der vielen Arbeit habe das Wirken sehr viel Freude gemacht, sagt sie im Rückblick. „Es gab immer viel ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde, aber die Menschen und unterschiedlichen Gruppen sind sich noch mal näher gekommen. Es ist eine starke Gemeinschaft entstanden.“
Zwistigkeiten zurücklassen
Wie Schäfermeier betont auch Pfarrer Hans-Joachim Norden als neuer Vorsitzender des Presbyteriums, dass es nun vordringlichste Aufgabe in der Markusgemeinde sei, „alte Zwistigkeiten zurückzulassen und gemeinsam nach vorne zu schauen“.
Er kündigte unlängst „vertrauensbildende Maßnahmen“ an. Man wolle nicht mehr in eine Situation geraten, wo nicht alle in der Gemeinde gleich gut informiert seien. Eine Information gibt Pfarrer Norden wohl besonders gerne nach außen: „Die Betriebskosten für das Gemeindezentrum sind gedeckt.“