Mülheim. .

Es ist kühl und nieselig am Samstagvormittag im Witthausbusch, eine optimale Temperatur für die Buchen, das richtige Wetter für diese Jahreszeit. Das trocken-warme Frühjahr im vergangenen Jahr und der eisige Mai haben den heimischen Bäumen leider gar nicht gut getan.

Was unschwer an den enormen Bucheckern-Mengen im Herbst zu erkennen war: Eine Stressreaktion der Bäume, wie Sandra Wolter von der Greenpeace Gruppe Mülheim-Oberhausen erklärt. Sie zitiert einige Waldzustandsberichte, um zu verdeutlichen, wie schlecht es aktuell den Wäldern und besonders den Buchen geht: „1984 waren zehn Prozent der deutschen Bäume geschädigt, 33 Prozent sind es heute. Am Zustand der Buchen erkennt man den Klimawandel und die negative Umweltsituation noch extremer: 2010 waren 19 Prozent der Buchen geschädigt, 2011 schon 55 Prozent“.

Das sind alarmierende Zahlen, die die Umweltschützer bundesweit an diesem 31. März auf den Plan rufen. Im Witthausbusch haben sieben Ehrenamtliche einen Infostand aufgebaut und klären die Bürgerinnen und Bürger auf. Kindern wird bei einer Quiz-Rallye Lehrreiches über Bäume und ihre heimatliche Natur spielerisch vermittelt und so ihr Umweltbewusstsein früh geweckt. Belohnt wird die Teilnahme mit einen Waldkauz-Diplom.

Der Witthausbusch ist ein schönes Beispiel für eine naturnahe Bewirtschaftung, auf die Forstamtsleiter Dietrich Pfaff viel Wert legt. Die natürlichen Kreisläufe bleiben so erhalten. Bäume dürfen umfallen, sofern sie für Menschen keine Bedrohung darstellen, und als Totholz Lebensraum für viele Tierarten bieten.

Leider ist die Situation im Land nicht so im Gleichgewicht wie in dieser kleinen Enklave in Holthausen. 2007 wurde eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt beschlossen, die verspricht, zehn Prozent der öffentlichen Wälder zu schützen und fünf Prozent der Gesamtfläche aus den Nutzung zu nehmen. „Noch wurde kein einheitliches Konzept zur Umsetzung vorgestellt. Bislang sind leider nur 0,9 Prozent der Wälder geschützt“, berichtet Sandra Wolter. Erst im Jahr 2011 erklärte die UNESCO fünf alte Buchenwälder in Deutschland zum Weltnaturerbe. Nicht genug, so Greenpeace, um die internationalen und nationalen Ziele zum Schutz der Artenvielfalt umzusetzen. Nur zwei Bundesländer waren auf Nachfrage der Umweltorganisation bereit, Auskunft über ihre Waldflächen zu geben. Das liegt wohl auch an wirtschaftlichen Interessen, denn der Holzeinschlag, der laut Greenpeace häufig mit schwerem Gerät stattfindet, zieht eine Schneise der Verwüstung durch die Wälder.

Sandra Wolter, die in Thüringen groß geworden ist und den Wald früh lieben gelernt hat, würde sich ein Umdenken in der Politik wünschen: „Wir brauchen alte Wälder für uns, für den Klimaschutz und für den Erhalt vieler Tiere und Pflanzen. Sie sind durch intensive Einschläge bedroht.“