Energieverschwendung sichtbar gemacht: Stadt und Verbraucherzentrale bieten Thermografie und Beratung im Paket an
Energieberater Günter Thomas erklärt es gerne plastisch: „Der linke Nachbar kann einmal mehr im Jahr in den Urlaub fahren.” Der rechte Anwohner dürfte das Geld für seine Heizkosten benötigen, denn seine Haushälfte erstrahlt in der Thermografieaufnahme in sattem Rot. Das bedeutet, hier wird nicht nur die Wohnung, sondern auch die Fassade mitbeheizt.
Nur in der kalten Jahreszeit und im Dunkeln sind Thermografie-Bilder, Aufnahmen mit der Infrarot-Kamera, von Gebäuden möglich, damit der Kontrast auch gut sichtbar dargestellt werden kann. Die Spezialkamera macht warme und weniger warme Oberflächen durch Farbkontraste sichtbar. Wer sieht, wo seine teure Heizenergie in die Luft geblasen wird, ist sicher auch empfänglich für ein Gespräch mit einem Energieberater der Verbraucherzentrale: In einer gemeinsamen Aktion mit dem Umweltamt der Stadt wird Hausbesitzern angeboten, ihr Gebäude von Thermograf Thomas Abendroth aufnehmen und sich die Bilder später von einem Energieberater erklären zu lassen. Verbunden mit Tipps, durch welche Maßnahmen sich Heizkosten einsparen lassen und auch, wie man Fördermittel für so eine Sanierung beantragen kann.
Kamera macht die Heizenergie sichtbar
Vor dem Hintergrund des Klimawandels hat die Stadt Interesse daran, Minderungseffekte bei der CO2-Bilanz zu erreichen, betonte Gabriele Wegner vom Umweltamt. Wer Energie einsparen will, muss ja erst einmal sehen, wo. „Die Kamera macht die Heizenergie sichtbar”, erklärt Abendroth, dessen Gerätschaft eher an einen Computer als an eine Kamera erinnert. Energieberater Thomas erklärt, warum die Bilder später auch einer Interpretation durch den Fachmann bedürfen: Wer nur sieht, dass seine Fassade so schön blau ist, dem entgeht womöglich, dass die Wärme über den schlecht isolierten Dachabschluss, die Rückseite der Heizkörper, den Rollladenkasten oder den nicht isolierten Keller verpufft.
Die Thermografie, kombiniert mit der Energieberatung, wird in diesem Winter nur bis zum 15. Dezember angeboten und richtet sich an Besitzer von älteren Ein- und kleineren Mehrfamilien-Häusern bis etwa Baujahr 1980. „Je älter, desto besser”, sagt Experte Günter Thomas, der schätzt, dass bei vielen dieser Gebäude eine Halbierung des Energieverbrauchs möglich ist. Und das oft mit nur zwei gezielten Sanierungsmaßnahmen. Ob nun aber Dach, Fenster oder Fassade zuerst ins Visier genommen werden sollten, kann ein geschulter (und unabhängiger) Energieberater der Verbraucherzentrale anhand der Infrarotaufnahmen erkennen und beurteilen. Er sieht auch beim Hausbesuch, ob etwa der Heizkessel überdimensioniert und ein kleinerer auf Dauer ebenfalls bares Geld einzusparen hilft.
Thermograf Abendroth kommt im Dunkeln, aber immer mit Anmeldung. Er kann unabhängig arbeiten, wenn er nicht extra Zugang zu einem Grundstück braucht.