Mülheim. .

Bei Minustemperaturen müssen Patienten mit Herzerkrankungen besonders vorsichtig sein. Dr. Tamer Altilar, kardiologischer Oberarzt am Evangelischen Krankenhaus, erklärt, warum.

Ist die Zahl der Patienten, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, derzeit höher?

Altilar: Das ist ein Effekt, der schon seit vielen Jahren bekannt ist und beobachtet wird. Eine englische Studie hat das systematisch untersucht und dabei herausgefunden, dass die Rate bei den akuten Koronarsyndromen pro fallendem Grad Temperatur etwa um ein Prozent ansteigt.

Wer muss denn besonders aufpassen?

Gefährdet sind vor allem Patienten, die bekanntermaßen an einer koronaren Herzerkrankung leiden – und auch ältere Patienten.

Warum ist das so?

Durch den Kälte-Reiz kommt es zu einer Verengung der Blutgefäße, der Arterien. Das führt dazu, dass der Blutdruck steigt und dadurch das Herz auch mehr arbeiten muss. Das heißt, es wird mehr Sauerstoff verbraucht. Wer nun aber schon arteriosklerotische Veränderungen hat, Engstellen in den Herzkranzgefäßen, ist durch eine vermehrte Herzarbeit gefährdet.

Was sollte man dann im Winter möglichst unterlassen und worauf muss man besonders achten?

Schneeschippen ist für diese Patienten besonders gefährlich, weil sie – neben dem erhöhten Blutdruck – mit der vermehrten Herzarbeit auch eine starke statische Belastung mit maximaler Muskelanspannung haben. Schneeschippen ist ja keine Ausdauerbelastung wie etwa Radfahren. Oft kommen Patienten nach dem Schneeschippen mit heftigen Brustschmerzen und akuten Infarkten zu uns.

Die Patienten sollten sich langsam an die Kälte gewöhnen und sich dann nur moderat belasten. Sie sollten durch die Kälte bedingte Symptome wie Luftnot oder Brustschmerz unbedingt sehr ernst nehmen und zum Arzt gehen.

Denn viele Patienten haben erstmals bei Kälte diese Beschwerden. Und man kann allein vom Ausmaß der Schmerzen nicht auf die Schwere der Erkrankung schließen.

Wie sollten sich denn Herz-Patienten am besten vorbeugend verhalten?

Es ist nun nicht so, dass man alle seine sportlichen Aktivitäten einstellen sollte. Man sollte diese Aktivitäten vielleicht nach drinnen verlagern. Und wenn man sich draußen bewegt, sollte man sich nur so belasten, dass man dabei noch normal atmen kann. Man sollte sich an die Kälte gewöhnen, sich warm genug anziehen und vor allem hohe Belastungsspitzen vermeiden. Dazu gehört etwa auch, keine schweren Sachen aus dem Auto ins Haus zu schleppen.

  • Unter der so genannten Koronaren Herzkrankheit versteht man eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, die zur Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff führt. Die häufigste Ursache ist Arteriosklerose, also die Arterien-„Verkalkung“. Das Symptom der koronaren Herzerkrankung ist die Angina pectoris, auch Brustenge, oder Herzenge genannt. Weitere Informationen rund um die Herzgesundheit sowie ein umfangreiches medizinisches Lexikon finden sich im Internet auf den Seiten der „Deutschen Herzstiftung“: www.herzstiftung.de