An ihre Hochzeit, heute auf den Tag genau vor 65 Jahren, hat Hermann Kißmann vermutlich etliche Erinnerungen. Doch nur von einer erzählt er: Sie betrifft die Tücken des winterlichen Wetters.
„Als wir geheiratet haben, war es so kalt und glatt, dass die Kutsche auf der Rückfahrt von der Kirche nicht den Heuweg hochkam“, berichtet der inzwischen 91-Jährige. „Die Pferde sind ausgerutscht. Wir und die Trauzeugen mussten aussteigen und laufen.“ Bis nach Hause, in die Bremer Straße, Stadtteil Saarn, hatten sie es zum Glück nicht weit.
Am 1. Februar 1947 waren beide auch noch jung und gut zu Fuß. Zwei Jahre zuvor, in der Adventszeit 1945 hatten sich Hermann und Erika zum ersten Mal bewusst gesehen. Ort ihres Kennenlernens: „ein Tanzlokal an der Ecke“, das sie sonntags mit Bekannten besuchten.
Der Krieg war gerade erst vorbei. Er hatte beide mit Schicksalsschlägen getroffen, über die sie im Zeitungsinterview nicht näher sprechen möchten. Erika Kißmann hatte als technische Zeichnerin bei Siemens gearbeitet, ihr späterer Gatte war gelernter Stellmacher. Das junge Ehepaar zog mit in Erikas Elternhaus und fing gemeinsam neu an. Hier wohnen sie übrigens bis zum heutigen Tag.
Die Zeit des Reisens ist vorbei
Tanzen waren sie später noch oft, gerne im Essener Grugapark. Radtouren unternahmen sie häufig. Sport wurde zum Hobby, das sie beide pflegten, wenn auch teilweise in unterschiedlichen Kreisen. „Mein Mann“, berichtet Erika Kißmann, „hat 13 Mal das Sportabzeichen abgelegt.“ Beim ersten Mal war er bereits Rentner, beim letzten Mal 80 Jahre alt. Eindrucksvoll ist jedoch auch die aktuelle physische Leistung des 91-Jährigen „Er macht unseren ganzen Garten immer noch alleine, Hecke schneiden, alles.“
Viel Freizeit verbrachten die Kißmanns als Camper an der Ruhr. „Wir waren 42 Jahre bei Haus Kron. Erst im Zelt, dann im Wohnwagen.“ Mit dem fuhren sie auch in Urlaub, nach Südfrankreich, Ungarn, in die Schweiz. Später zog es die Kißmanns weiter weg, bis nach Kanada und in die USA.
„Doch das ist jetzt vorbei“, sagt Erika Kißmann, inzwischen 87 Jahre alt, und sie klingt traurig. Noch zum 90. Geburtstag ihres Mannes seien sie verreist, aber in letzter Zeit habe sie viel mit Krankheiten zu kämpfen gehabt.
Wenn sie sich zur Eisernen Hochzeit etwas wünschen dürften, müssten beide nicht lange grübeln: „Gesundheit. Das ist das Einzige.“ Reisen müssen sie heute, zum Hochzeitsjubiläum, jedenfalls nicht: Drei Kinder, fünf Enkel und ebenso viele Urenkel kommen zu ihnen nach Saarn. Gefeiert wird in einem Restaurant ganz in der Nähe.
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