Mülheim. .
Abgeschottet in Mietwohnungen oder Reihenhäusern zu leben, kommt für die Mitglieder der AG „Anders Wohnen und Leben in Mülheim“ nicht in Frage. Sie suchen alternative Wohnformen in der Wohnstadt Mülheim – Mehrgenerationenhäuser oder etwa Quartier-Gemeinschaften.
In den Räumen der Klimainitiative an der Friedrich-Ebert-Straße trafen sich nun rund 20 Interessierte, um sich kennen zu lernen, Ideen zu sammeln und so den Grundstein für ein neuartiges Wohnprojekt zu legen. Noch steht die Gemeinschaft am Anfang ihres Vorhabens. Doch schon bald soll es in konkretere Planung gehen.
Architekten sind gekommen, Paare, Alleinstehende und Familien. Alle haben Eines gemeinsam: „Wir möchten unsere Wohnsituation ändern“, erklärt Matthias Neef, der zusammen mit seiner Frau Susanna auf der Suche nach Mitstreitern für gemeinschaftliche Wohnformen ist (wir berichteten). Matthias Neef präsentiert den Interessenten an diesem Abend Wohnprojekte aus anderen Städten, er regt die Diskussion an. Jeder stellt sich vor und berichtet kurz, wie er sich gemeinsames Wohnen vorstellt.
„Wir möchten aus der Anonymität heraus und aktiv ein Wohnprojekt mit aufbauen“, sagen Anette und Frank Hohendahl. „Ökologisch vertretbar wohnen“, auch das sei ihnen wichtig. Zur Zeit lebt das Ehepaar in einem Reihenhaus in Dümpten, „Zaun an Zaun“, jeder für sich. „Das ist nichts für uns.“ Die Kinder sind erwachsen, wie soll es im Alter weiter gehen? „Wir wollen uns damit möglichst früh auseinander setzen und nicht erst, wenn wir zu alt sind, um es selbst entscheiden zu können“, sagt Frank Hohendahl. Außerdem sei ihnen wichtig, die ökologischen Vorteile einer gemeinschaftlichen Wohnform zu nutzen. „Man könnte viele Dinge teilen: Einen Gemüsegarten oder ein Auto, um Fahrdienste zu organisieren“, meint Anette Hohendahl. Ob das Ehepaar an einem Wohnprojekt mitarbeitet, hänge natürlich von der eigenen Kompromissbereitschaft ab. Die soziale Mischung sei wichtig, die Frage ob Miete oder Eigentum – und vor allem: die Lage. „Da gibt es keine Kompromisse.“
Matthias Neef hat sich darüber bereits Gedanken gemacht. Und zeigt, welche Formen des gemeinschaftlichen Wohnen es in Mülheim bereits gibt. „Wohnen mit Freunden“ im Witthausbusch zum Beispiel, den Nachbarschaftsverein oder „Miteinander Wohnen ohne Barrieren“ des Mülheimer Wohnungsbaus. Eigene Visionen projiziert Neef mit dem Beamer an die Wand: Ein großes Grundstück am Klöttschen käme in Frage, die alte Feuerwache an der Aktienstraße, das Gemeindehaus am Goetheplatz, die alte Tuchfabrik. Soll das Projekt zentral in der Innenstadt oder außerhalb im Grünen liegen? Viele Leute, viele Meinungen. Um alles unter ein Dach zu bekommen, pinnen die Interessierten Wünsche und Abneigungen an die Wand. Einigen ist ein „Garten zum Nutzen und Spielen“ wichtig, anderen der „Gemeinschaftsraum“. Was geht gar nicht? „Wohnen in einer Betonwüste“ oder „homogene Altersverteilung.“ Die Teilnehmer diskutieren auch über Bauweise, Mietkosten, Car-Sharing. Das nächste Mal soll’s konkreter werden. Welche Immobilien kommen in Frage, wo gibt es Grundstücke, wie ist das Ganze zu finanzieren? „Vielleicht kann die Stadt uns helfen“, sagt Neef. Nach dem Umzug ins Rathaus sind einige Ämter ausgezogen, Wohnraum wurde frei.
Bis zum fertigen Objekt gibt es noch viel zu tun. Das Fundament dafür dürfte gelegt sein – nun kann die Gemeinschaft anfangen, darauf aufzubauen.