Mülheim. .

Die Universität Witten/Herdecke siedelt ihren neuen Wissenschaftsbereich zur „Patienten-orientierten Forschung für die Augenheilkunde“ an der Mülheimer Augenklinik an. Die Forschung, die dort künftig betrieben werden wird, soll die Wirksamkeit von Therapien untersuchen und damit direkt den Patienten zugute kommen. Oder, wie Chefarzt Dr. Cay Christian Lösche es ausdrückte: Die Forschung werde „handfest und bodenständig sein, mit Fragestellungen, die den Patienten auch weiterbringen.“

Mit der Unterschrift unter den Kooperationsvertrag wurde eine seit Jahren erprobte gute Zusammenarbeit in feste Strukturen gegossen: mit finanzieller Unterstützung der Leonhard-Stinnes-Stiftung und mit einer (noch zu besetzenden) Stiftungsprofessur der privaten Hochschule in Witten/Herdecke, die sich besonders der Praxisnähe und der Versorgungsforschung verschrieben hat. Ziel des neuen Forschungsbereichs: Moderne Behandlungsmethoden in der Augenheilkunde werden in der breiten Anwendung untersucht, um Behandlungsergebnisse zum Wohl der Patienten weiter verbessern zu können.

Die operative Korrektur von Fehlsichtigkeit mit dem Ergebnis, auf die Brille verzichten zu können, ist ein Beispiel für den Fortschritt, den die Augen-Medizin in den vergangenen Jahren gemacht hat. Auch die Behandlung von an alters-abhängiger Makuladegeneration (AMD) leidenden Patienten ist schon längst viel weiter als noch vor einem Jahrzehnt. Aber auch Krankenkassen dürften sich dafür interessieren, welchen Nutzen bestimmte Eingriffe bringen. Und eine Wittener Doktorandin untersucht für ihre Promotion, wie gut die Mülheimer mit Sehhilfen ausgestattet sind.

Wenn Forscher untersuchen wollen, welche, vielleicht auch erst längerfristig auftauchenden Begleiterscheinungen bestimmte Behandlungsmethoden haben, brauchen sie viele Daten. Die Mülheimer Augenklinik, die im Jahr über 20 000 Patienten ambulant behandelt und etwa 8000 Operationen durchführt, hat schon in der Vergangenheit häufiger in Einzelprojekten mit den Wittener Wissenschaftlern kooperiert.

Geistige Väter der Kooperation sind Chefarzt Dr. Lösche und Prof. Dr. Frank Krummenauer, der das Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie in Witten leitet. Krummenauer ist Mathematiker, und sein Institut beschäftigt sich u. a. mit der Auswertung medizinischer Studien.

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, die auch Vorsitzende der Leonhard-Stinnes-Stiftung ist, lobte das Projekt gestern als „weiteren Meilenstein der Stadt Mülheim“. Dr. Lösche betonte, dass ein solches Projekt bundesweit einmalig ist: „Wir sind die ersten, die so etwas machen.“

Fünf wissenschaftliche Mitarbeiter/innen werden eingestellt, einer davon soll stets aus dem Ärztepool der Augenklinik stammen. Denn diese Position wird rotierend vergeben, um die Augenärzte der Klinik weiter zu qualifizieren. Dazu kommen zwei nicht-wissenschaftliche Kräfte, und die Uni Witten/Herdecke wird, für die wissenschaftliche Leitung vor Ort in Mülheim, eine Stiftungs-Professur ausschreiben: Gesucht wird ein Methodiker, der oder die sich mit Versorgungsforschung auskennt.