Mülheim.
Nach diesem von Thilo Stralkowski wie im Rausch erlebten Jahr gibt es viele gute Gründe, sich dieses Gesicht einzuprägen. Unaufhaltsam marschierte der Hockeyspieler des Bundesligisten und Rekordmeisters HTC Uhlenhorst durch Monate voller Ereignisse und Erlebnisse. Über den Titel des Weltmeisters in der Halle in Polen, das DM-Finale in Mannheim, die Europameisterschaft auf dem Feld in Mönchengladbach ging die freudvolle Reise bis zur Champions Trophy in Neuseeland. Keine Frage, der angehende Verkehrspilot ist im Jahr 2011 so richtig durchgestartet.
Der Weg zum Hockeysport führte über einen eher verschlungenen Pfad und ist eng verknüpft mit einer witterungsbedingten Unfreundlichkeit. Als der Europapokal 1989 zu Gast beim HTC Uhlenhorst war, sollten ins Waldstadion schwebende Fallschirmspringer beim kontinentalen Turnier für die stimmige Ouvertüre sorgen. Der Wind spielte indes nicht mit. Zwei Springer kamen vom Kurs ab und landeten auf dem nicht weit entfernten Nachbargrundstück der Stralkowskis in den Bäumen. Die eilig herbeigeeilte Feuerwehr musste schließlich für den Akt der Befreiung sorgen.
Thilo Stralkowski begann früh mit dem Hockeyspielen
Alles unter den Augen der Stralkowskis, bei denen der neugierig gewordene Vater Horst umgehend den Marschbefehl in Richtung Hockeystadion gab. „Jetzt gehen wir alle rüber, schauen wir doch mal, was da los ist.“ Und los ging’s, inklusive Klein-Thilo, der damals zarte zwei Jahre jung war. Das Eintreffen in der Heimat der Uhlen bedeutete dann den Beginn einer langen Liebe - und einer Erfolgsstory, die in den letzten Monaten so richtig Fahrt aufgenommen hat.
Als Thilo dreieinhalb war, meldete der Vater ihn im Verein an. Der kann sich gut daran erinnern, dass beim Filius die Augen funkelten, als der zum ersten Mal zum Schläger griff. Thilo, dessen Talent schnell offenkundig wurde, durchlief die einzelnen Jugendteams, in weniger erfolgreichen Zeiten der nationalen Hockeyinstitution HTCU gab er als 15-Jähriger sein Debüt in der 2. Bundesliga.
Nach der Junioren EM 2008 hatte Stralkowski schon fast abgeschlossen
Nach der Junioren-EM 2008 hatte Stralkowski eigentlich mit der internationalen Laufbahn abgeschlossen. Die damalige Ausbildung bei der Lufthansa in Bremen war zu zeitaufwendig und erlaubte nur die Aktivität in der Bundesliga. Der Wechsel zur in Essen ansässigen Flugschule TFC und ein Anruf von Bundestrainer Markus Weise, der sich eine tragende Rolle von Stralkowski im A-Kader vorstellte, sorgten schließlich für die Kurskorrektur. Im vergangenen Februar gab der heute 24-Jährige sein Debüt in der DHB-Auswahl und sorgte beim Gewinn des WM-Titels unter dem Hallendach für entscheidende Impulse.
Das besagte Traumjahr nahm seinen ungebremsten Lauf. Erstmals nach langer Pause stand der HTCU Ende Juni wieder im DM-Finale und verlor in Mannheim gegen den Club an der Alster aus Hamburg, schaffte aber die Qualifikation für die prestigeträchtige Euro-Hockey-League (EHL). Wenig später ging für Stralkowski mit dem Gewinn der Feld-EM ein weiterer Herzenswunsch in Erfüllung. „Ja, es war ein tolles Jahr.
Die Olympischen Spiele in London im Visier
Dass es so gut laufen würde, war schließlich nicht vorauszusehen. Natürlich schmerzt die verpasste Meisterschaft“, so Thilo Stralkowski, der in einem Jahr angekommen ist, in dem das vorherige durchaus zu toppen ist. Am Freitag beginnt in Leipzig die Hallen-EM, eine Woche später findet in Berlin die Hallenendrunde statt. Auf dem Feld wollen Stralkowski und Co. diesmal den Titel, auch in der EHL gelten hohe Ansprüche. Und dann hat der Durchstarter Thilo Stralkowski das große und erhabene Ziel vor Augen: Olympische Spiele in London.