Mülheim. .

Damals war mehr los auf dem Weihnachtsmarkt, klar. Aber Norbert Bellenbaum möchte sich darüber nicht beklagen. Das tun die anderen schon genug. Der 71-Jährige zapft leidenschaftlich gerne Glühwein an seinem eigenen Stand — und das schon seit über 30 Jahren. Bei „Belli’s“ auf dem Kurt-Schumacher-Platz wärmen sich die Besucher mit heißem Punsch oder Kakao auf.

„Vorsicht, heiß!“ Norbert Bellenbaum balanciert gleich zwei Tassen auf dem Finger. Es ist Mittag und viele Besucher genehmigen sich in ihrer Mittagspause oder auf dem Weg zum Weihnachtseinkauf ein heißes Getränk. Norbert Bellenbaum schüttelt hier und dort eine Hand und grüßt im Vorbeigehen, schenkt Kindern Kakao in die Stiefeltassen. „Ich arbeite seit 40 Jahren als Gastronom in der Stadt“, sagt der ehemalige Betreiber des Bürgergartens. „Da kennt man viele Leute.“ Jedes Jahr freut sich Bellenbaum, der den Stand zusammen mit seiner Frau und einer Aushilfskraft betreibt, auf das Weihnachtsgeschäft. „Man trifft sich immer einmal im Jahr und kommt in Kontakt mit netten Menschen.“ Und meint: „So lange ich gesundheitlich fit bin, möchte ich das noch weiter machen.“

Ob der Glühweinstand brummt, sei vor allem vom Standort abhängig. „Wir stehen schon seit über zehn Jahren auf dem Kurt-Schumacher-Platz, das haben wir uns erarbeitet.“ Ein guter Platz sei das, 50 Prozent der Gäste bestellen jeden Tag bei „Belli“, wie er von Freunden und Bekannten genannt wird. „Wir leben vom Durchgangsverkehr.“ Im Laufe der Jahre ist seine Holzbude daher größer geworden, mittlerweile hat er sogar Stehtische im Innern des Standes. Apropos warm: „Dick anziehen muss man sich schon“, gibt Bellenbaum zu. „Doch der Job am Glühweinstand hält mich auch fit.“ Außerdem: „Bin ich es aus der Gastronomie gewohnt, lange zu stehen.“

Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? „Früher, in den Achtzigerjahren, hatten wir 200 bis 300 Buden auf der Schloßstraße und in allen Seitenstraßen“, erinnert sich Bellenbaum. „Seit dem Umbau der Schloßstraße ist der Markt immer kleiner geworden.“

Die ewige Diskussion um den Mülheimer Weihnachtsmarkt kann er aber nicht mehr hören. „Man sollte das positiver sehen.“ Entweder man lasse den Markt, wie er ist, oder verlege ihn ganz nach oben oder ganz nach unten auf den Rathausmarkt. „Das sind die einzigen sinnvollen Alternativen.“ Ob ein Stand gut laufe, hänge aber vor allem von den Menschen ab, die ihn betreiben. Bei einem Mülheimer Urgestein wie „Belli“ trinken die Besucher jedenfalls gerne Glühwein aus der Stiefeltasse.