Verhindern Flächen, auf denen Sprayer legal Graffiti sprühen können, Schmierereien auf Hauswänden, Gebäuden, Brückenpfeilern oder fördern sie diese vielmehr noch? Diese Frage beschäftigte den Jugendhilfeausschuss – letztlich ohne Antwort. Frank Buchwald als Leiter des städtischen Immobilienservice riet eindringlich davon ab, Wände zum Besprühen freizugeben.
Dies jedoch sorgte vor allen bei den Vertretern der sechs freien Träger im Ausschuss, die die Identifizierung geeigneter Flächen sowie deren Freigabe beantragt hatten, für Unmut. Immerhin, so die Antragsteller, sei dies keine neue Forderung, sondern lediglich die Umsetzung einer im Kinder- und Jugendförderplan festgelegten Maßnahme.
Der Wunsch nach legalen Sprühflächen erreicht Frank Buchwald öfter – und immer lehnt er ihn ab. Begründungen dafür hat er gleich mehrere: Zum einen nannte er Studien der Universitäten Potsdam und Halle, die eine extreme Zunahme von Graffiti im Umfeld von freigegebenen Flächen feststellten. Zum anderen verwies Buchwald auf sein eigenes Erleben, das dies bestätige.
Im Ausschuss berichtete er von einer Schule in Köln, die immer frei von Graffiti war, bis dort einige Flächen offiziell besprüht werden durften. „Danach“, so Buchwald, „war die ganze Schule voll.“ Und der Großteil davon seien keine ansehnlichen Sprüh-Bilder, sondern Schmierereien. „Das Stadtbild wieder in Ordnung zu bringen, ist letztlich eine sehr teure Sache“, sagte Buchwald, „als jemand, der einige 100 000 m² Graffiti entfernt hat, für einige 100 000 Euro“.
Als einen möglichen Grund für die Zunahme der Graffiti führte der Leiter des Immobilien-Service an, dass es in der Szene verpönt sei, vorhandene Graffiti zu übersprühen. Deshalb ist Buchwalds Antwort auf den Antrag der freien Träger, geeignete Flächen zu identifizieren, eindeutig: Keine Fläche ist geeignet!
Bei den freien Trägern sorgte das für Unverständnis. Mehrfach wird auf Maßnahme 1.8.2 des Kinder- und Jugendförderplans hingewiesen, in der diese Freigabe bereits beschlossen sei. Graffiti-Workshops, sagte Adelheid Zwilling, seien bei Jugendfestivals immer beliebt. Die Geschäftsführerin der Awo nannte die Aufstellung von Leinwänden als Alternative zur Freigabe städtischer Gebäude. Das, so Jugenddezernent Peter Vermeulen, müsse aber aus Mitteln des Jugendhilfeausschusses finanziert werden – „und die gibt es nicht“. Und auch in diesem Fall sei im Umfeld der aufgestellten Wände mit wesentlich mehr Graffiti zu rechnen, warnte Buchwald, der zugleich betonte: „Ich habe kein Problem damit, Ratsbeschlüsse umzusetzen; ich weise nur auf die Probleme hin.“