Es ist schon etwas Besonderes, wenn zwei Legenden des Progressive Rock, Marillion aus Aylesbury, England, („Kayleigh“) und Saga aus Toronto, Kanada, („Wind Him Up“) zusammen auf Europa-Tour gehen und dann auch noch in Mülheim Halt machen.

Die Veranstaltung am Freitag Abend in der RWE-Sporthalle war mit knapp 1300 Zuschauern nicht so gut verkauft, wie man es den Bands gegönnt hätte. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Anhand der T-Shirts konnte man erkennen, dass sich das Publikum die Waage hielt und ihre jeweilige Band frenetisch feierte.

Zunächst spielten Marillion einen 90-minütigen Mix aus ihren komplexeren und zugänglicheren Songs. Die Phase mit „Fish“ als Sänger (bis 1988) wurde größtenteils ausgespart. Der „neue“ Sänger, Steve Hogarth (seit 1989), war bestens gelaunt und intonierte, trotz anfänglicher Stimmschwierigkeiten, die Lieder auf seine gewohnt eindringliche Art.

Auch Geburtstagskind Steve Rothery (Gitarre), Mark Kelly (Keyboards), Pete Trewavas (Bass) und Schlagzeuger Ian Mosley konnten eindrucksvoll beweisen, dass die Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Nach einer kurzen Umbaupause ging es weiter mit Saga, für die die Tournee unter keinem guten Stern stand. Keyboarder Jim Gilmour musste sich während der laufenden Tour einer Notoperation am Auge unterziehen, was den Ausfall der Shows bedeutet hätte. Saga haben Mut bewiesen und engagierten Hans-Willi Carl und Thomas Elsenbruch, zwei Keyboarder der deutschen Saga-Coverband „The Chapters“, als Ersatz, deren Leistung nicht hoch genug anerkannt werden kann. Michael Sadler, dessen Bühnenpräsenz und Stimme das Publikum nach drei Jahren Saga-Abstinenz wieder begeistern konnten, Jim und Ian Crichton (Bass, Gitarre) und Schlagzeuger Brian Doerner lieferten, trotz aller Schwierigkeiten, eine dynamische, hochvirtuose Show ab. Anders als Marillion setzten Saga eher auf eine risikoarme Setlist (On the Loose, Don’t be Late, The Flyer). Das überaus textsichere Publikum dankte es ihnen mit viel Applaus. Insgesamt war es ein stimmiges Paket mit einem überraschend niedrigen Nostalgiefaktor. Dazu gab es einen ausgewogenen Sound und eine Menge Spaß an progressiver Rockmusik.