Mülheim. .

Theaterchef Roberto Ciulli hat ein Bild von Peter Thoms in seinem Büro hängen. Dass er den Mülheimer Maler offensichtlich schätzt, kommt nicht von Ungefähr. Ciullis tiefgründige Inszenierungen und Thoms „Unerforschte Gegenden“ haben etwas gemeinsam.

Dicht atmosphärisch ziehen die Gemälde im raffinierten Spiel von Licht und Farbe den Betrachter mitten ins Geschehen hinein. Auf den zweiten Blick ist nichts mehr so, wie es vorher den Anschein hatte.

„Licht ist Leben“, sagt Thoms. Während die Bilder intensiv aus sich heraus leuchten, verbirgt sich sehr viel Geheimnisvolles darin. Es sind Gegenden, die unergründlich und diffus bleiben wie unsere Psyche – Spiegelbilder unserer Seele. Schemenhaft und bizarr, dabei wie von einem hauchfeinen Schleier überzogen, zeigt sich die Felslandschaft kaum scharfkantig, sondern weich umschmeichelt.

Oben gehen Wolkengebirge eine Symbiose mit dem „Mehr-blauen“ Horizont ins Nirgendwo ein, da tun sich unten Abgründe auf: Was nach Geröll aussieht, könnten genauso gut Fragmente von Figuren sein.

Es sind Bilder zum Entdecken und Verweilen. Und es ist der kleine Moment, die knappe Balance zwischen Figuration und Abstraktion, Licht und Schatten, die der Künstler so meisterhaft einfängt. Mit seiner Malerei nimmt Peter Thoms in der Künstlerlandschaft eine eigenständige Position ein. Während seine früheren Arbeiten viel figurativer, von Architektur und geometrischen Formen geprägt waren, schätzt er in den letzten acht Jahren die assoziative Malerei. „Das ist für mich Freiheit, ohne viel konstruieren und darüber nachdenken zu müssen“, sagt der 67-Jährige. Was so nicht ganz stimmt, denn neben den Inspirationen von Landschaften, die er von vielen Reisen mitbrachte, fließt seine Gedanken- und Gefühlswelt über das Leben in die Bilder mit ein. Und dass sich Thoms viele Gedanken über die Welt macht, ist an dem Stapel mit philosophischen Büchern erkennbar. In seinem Atelier im Hinterhof an der Heißener Straße fühlt man sich ein bisschen in das 19. Jahrhundert zurück versetzt.

Wenn Peter Thoms heute die freie Arbeit favorisiert, so hat er einst mit dem Pendant dazu begonnen: „Mit Pünktel-Zeichnungen.“ Federzeichnungen, die sich aus Millionen kleinster Tusche-Punkten zusammensetzen. An der Folkwang Hochschule studierte er Illustration, machte 1973 seinen Abschluss als Diplom-Designer. Anfangs illustrierte er Bücher, dann gewann die Malerei die Überhand.

Im Laufe der Jahre hat er einiges an Sammler verkauft. Aktuell sind Bilder als Leihgaben in Firmen und Privathäusern unterwegs. Er malt und malt, verkauft ab und an – und fährt Taxi nebenbei. „Ja“, sagt Thoms und wiegt nachdenklich den Kopf: „Man müsste von der Kunst leben können.“ Da teilt er das Schicksal mit vielen Mülheimer Künstlern.