Fachbegriffe schaffen es ja oft, mehrere Arbeitsgänge in nur einem Wort zusammenzufassen. „Schuffeln” ist so einer.
Der Laie würde es vielleicht umständlich als Abkratzen von Moos von Wegen samt späterem Aufsammeln und Abtransport beschreiben, der Fachmann greift schlicht zum Schuffeleisen und legt los. Auf den zehn Friedhöfen der Stadt wird gerade kräftig geschuffelt. Die letzten Arbeiten sind es, die dort anstehen. Denn sie sind weitgehend frühlingsfit.
Dabei hatte der lange kalte Winter sie „zurückgeschmissen”, wie Christian Kuschka es nennt. Er ist Vorarbeiter auf dem Hauptfriedhof und konnte mit seinem Team lange nur Winterdienst leisten. Doch: „Sobald wir offenes Wetter hatten, haben wir angefangen.” Offenes Wetter ist wieder fachsprachlich für: frostfrei und wärmer. Dann aber ging es rund auf allen Friedhöfen der Stadt: Das im Winter abgestellte Wasser wurde wieder aufgedreht – und zeigte prompt etliche Rohr-Defekte. An einigen war das Wetter Schuld, in anderen Fällen legten Menschen Hand an. „Wir hatten in diesem Jahr viel Vandalismus”, sagt Brunhilde Stiefken, die Abteilungsleiterin für den Bereich Friedhöfe. Inzwischen sind die repariert, das Wasser fließt wieder – und zwar in frisch geschrubbte Brunnen. „Mit dem Hochdruckreiniger und teilweise auch mir Kehrblech und Schaufel”, so Kuschka, gingen sie gegen Moos vor, fischten sie Algen aus den Wasserstellen. Saubere, graue Steine begrüßen die Besucher nun auf dem Hauptfriedhof umrundet von schmucken lila-farbenen Gießkannen. „Ostern ist für uns immer ein Stichtag”, berichtet Brunhilde Stiefken. „Bis dahin muss das meiste fertig sein.”
Wie etwa die Grabsteinkontrolle. Die steht jedes Jahr nach dem Winter an. Jeder einzelne Grabstein wird dabei überprüft, ob er noch standfest ist. Aus neun Mitarbeitern besteht das Grünpflegeteam auf dem Hauptfriedhof – drei weitere kümmern sich dort ausschließlich um Beerdigungen. Drei Tage brauchten sie, um mit einem bestimmten Gewicht gegen alle Steine zu drücken, um zu schauen, dass nichts wackelt oder absackt. Mehr als in den Vorjahren, 140 genau, bestanden den Test diesmal nicht. Wieder mag der besonders kalte Winter Schuld haben. Diese Grabsteine wurden mit dicken Holzstangen gesichert und mit einem gelben Zettel beklebt – nochmals eineinhalb Tage Arbeit für das neunköpfige Team. Um die Instandsetzung kümmern sich nun die Angehörigen.
Aufgeräumt sieht der Hauptfriedhof im alten wie im neuen Teil aus. Der Rasen ist ordentlich gemäht, die Hecken sind geschnitten. „Darum kümmern sich allerdings Externe. Unsere Mitarbeiter müssten sonst immer ihre Arbeit unterbrechen”, so Brunhilde Stiefken. Und die haben auch so genug zu tun: Die Wege haben die frisch gesplittet, soweit möglich abgesackte Wege repariert und „den ganzen Friedhof gefegt”. Fehlen also wirklich nur noch frisch geschuffelte Wege. Doch auch da liegt das Team in den letzten Zügen. Dann ist der Friedhof frühlingsfit und ist mit der Arbeit durch. Vorerst. Denn noch blühen die Japanischen Kirschen wunderschön rosa. Sobald sie verblüht sind, geht es ans Fegen. Und dann kommt die Grabmalkontrolle im Juni und die Reinigung der Grabsteine der Kriegsgrabmahle anlässlich der Totengedenktage im Herbst. Aber die Frühlingspflege ist schon mal geschafft.