Mülheim. .
Wenige Tage vor Eröffnung des Weihnachtsmarktes auf der Schloßstraße stellen Politiker den Standort in Frage. Die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) preschen bereits mit einem Antrag vor: Ab 2012 solle mit dem Markt auf der Schloßstraße Schluss sein, dafür solle der Adventsmarkt in der Altstadt zu einem richtigen Weihnachtsmarkt ausgebaut werden.
„Wir sollten aber noch ein Jahr abwarten, wie sich der Weihnachtsmarkt auf der Schloßstraße entwickelt“, sagt Wolfgang Michels (CDU) und verweist dabei auf die wachsende Werbegemeinschaft Innenstadt, die neuen Tatendrang entwickele. Deren Sprecher Frank Hötzel betonte: „Die Händlerschaft wünscht einen attraktiven Weihnachtmarkt auf der Schloßstraße.“ Man wisse, dass es unzufriedene Stimmen gebe, werde nun das Jahr abwarten und zu Beginn des kommenden Jahres eine Befragung unter den Einzelhändlern durchführen: Muss sich was ändern, und wenn was an welchem Ort – darum gehe es.
Für die Schloßstraße, so die MBI, sollte künftig ein weihnachtlicher Schmuck reichen, unter dem der Wochenmarkt dann Äpfel, Kartoffeln und Fisch verkauft. Den Altstadt-Markt möchten die MBI auf die Leinweber-, die Bachstraße und auf den Parkplatz Kohlenkamp ausweiten. Von der FDP bekämen sie Unterstützung. „Ich wäre sofort dafür, diesen schönen und beliebten Adventsmarkt zu erweitern, die wenigen Stände auf der Schloßstraße brauchen wir eigentlich nicht“, sagt Peter Beitz. Die Kritik, dass der Weihnachtsmarkt auf der Schloßstraße in den vergangenen Jahren zusehends an Atmosphäre verloren hat, tauchte immer wieder auf. Das Lob heimste die Altstadt ein, wo der Verein „Pro Altstadt“ den Adventsmarkt zwei Wochen lang ausrichtet und wo sich Anwohner wie Vereine engagieren.
Leicht hatten es die Macher des Weihnachtsmarktes auf der Schloßstraße nie. Die finanziellen Mittel der zuständigen Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) sind äußerst bescheiden. Allein die Standmieten sind unabdingbar, um die Schloßstraße überhaupt mit Lichterketten zu erleuchten.
15 Stände sind aufgebaut, es gibt ein Karussell und erstmals auf dem Synagogenplatz auch Kino im Freien, ein neues Angebot. „Wir machen uns jedes Jahr Gedanken, wie wir den Markt verbessern können“, sagt Inge Kammerichs, Chefin der MST, und weiß um all die Probleme, die nicht nur die fehlenden Gelder, sondern auch die Anforderungen der Feuerwehr mit sich bringen. An so mancher freien Stelle oder auch in den kleinen Verbindungsstraßen zur Altstadt hin dürfen deshalb keine Stände stehen. Darin, dass mancher Händler schon seit Jahrzehnten zum Mülheimer Weihnachtsmarkt kommt, sieht Inge Kammerichs ein positives Signal: Schlecht kann der Markt daher nicht sein!
Ein schnelles Konzept für einen erweiterten Weihnachtsmarkt in der Altstadt hält sie für unmöglich. Eher schon könnte sie sich mit dem Gedanken anfreunden, ab 2013, wenn gewünscht, den Mülheimer Weihnachtsmarkt auf dem neuen Rathausplatz vor der historischen Fassade unter Einbindung der Bahnbögen durchzuführen. „Das könnte viel Atmosphäre haben. Der Rathausplatz wird d e r Innenstadt-Platz sein.“
Für die Altstadt bliebe der Adventsableger. Das Vorgehen der MBI hat zumindest ein Geschmäckle. Mit der Forderung nach einem Ausbau des Altstadtmarktes unterstützt sie Pro Altstadt und damit auch deren führenden Kopf, Rolf Schulze. Der wiederum sitzt für die MBI im Aufsichtsrat der MST und müsste sich in dieser Position zunächst für die Interessen der städtischen Tochter stark machen. Die MST jedenfalls sichert zu, mit jährlich 10 000 Euro den Markt in der Altstadt zu unterstützen und damit das Bürger-Engagement.