Mülheim. .
Pfarrer Michael Janßen selbst reagiert entspannt auf alle Nachfragen, aber die Gemeinde ist doch mehr als besorgt: Hatten doch ein oder mehrere Unbekannte am Wochenende mutmaßlich zweimal versucht, an der Pfarrhaustür Feuer zu legen. Wie berichtet, hat die Gemeinde St. Mariae Geburt bereits am Sonntag Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und versuchter Brandstiftung gestellt. Die Kriminalpolizei nimmt den Anschlag jedenfalls sehr ernst, ermittelt wegen versuchter, schwerer Brandstiftung und geht auch schon ersten Hinweisen nach.
Wer am Montag das Pfarrbüro betrat, hatte sofort einen beißenden Spritgeruch in der Nase – trotz des weit geöffneten Fensters, und obwohl der Hausmeister die Tür bereits mehrmals abgewaschen hatte. In der Nacht zum Sonntag wurde an allen drei Türen der Kirche und an der Pfarrhaustür an der Althofstraße 5 eine brennbare Flüssigkeit vergossen. Zumindest an den Kirchentüren wurde mutmaßlich mit Papier versucht, die Flüssigkeit zu entzünden. Man sieht immer noch ölige Tropfenspuren auf den Steinen oberhalb der Treppenstufen, die von einer Tür zur anderen führen.
Pfarrer Michael Janßen, der seine Dienstwohnung oben im Turm der Kirche hat, wurde erst am Sonntagmorgen gegen 8 Uhr von der Küsterin auf die Tat aufmerksam gemacht. „In der Wohnung selbst habe ich nichts gerochen, im Treppenhaus habe ich es dann allerdings sofort gemerkt.“ Er vermutet, dass Diesel anstatt Benzin vergossen wurde, was offenbar nicht so leicht in Brand zu stecken ist.
Doch am Sonntagnachmittag kamen der oder die Täter mutmaßlich wieder, kippten erneut eine brennbare Flüssigkeit vor das Pfarrbüro, als der Pfarrer in der Gemeinde unterwegs war. Gegen drei, halb vier sei er darüber informiert worden, berichtete Pfarrer Janßen: „Dass es mitten am Tag keiner gemerkt hat, das verstehe ich nicht.“
Janßens Gemeinde reagierte jedenfalls mit Entsetzen, einige seien völlig aufgelöst gewesen, berichtete er. „Die Ehrenamtlichen“, so Janßen, „wollen noch mehr auf unsere Kirche aufpassen.“ Der Pfarrer hat Angebote zur auswärtigen Übernachtung abgelehnt, er wird im Pfarrhaus bleiben – obwohl so ein Brandanschlag, wäre er wirklich vollendet worden, fatale Folgen für ihn – und den Diakon, der ebenfalls im Pfarrhaus wohnt – hätte haben können. Pfarrer Janßen betont jedoch sein tiefes Gottvertrauen: „Wenn die Herde in Not ist, muss der Hirte vor Ort bleiben und darf nicht gehen“, ist er überzeugt.
Natürlich stellt man sich in der Gemeinde die Frage nach dem Grund. Vandalismus, Drohanrufe – all das habe es nicht gegeben, sagt der Pfarrer. Es sei im Juni einmal im Pfarrbüro eingebrochen worden, erzählt der Pfarrer, ein Sparschwein und eine goldene Krankenpatene, in der Geistliche die Hostien für die Kommunion zu den Kranken bringen, seien dabei gestohlen worden. Ob ein offensichtlich verwirrter Mann, der seit Freitag mehrmals in Kirche und Pfarrbüro Mitarbeitern und Ehrenamtlichen der Gemeinde aufgefallen ist, etwas mit der versuchten Brandstiftung zu tun haben könnte, wird die Polizei herausfinden müssen.
Ein Pfarrer, so berichtete Janßen, habe sich daran erinnert, dass der unbekannte Mann am späten Sonntagvormittag nach Benzin gerochen habe. In der Nacht zum Freitag sei zudem am Pfarrbüro das Auto eines Mitarbeiters aufgebrochen worden; am Freitagmittag habe jemand gegen die Pfarrhaustür uriniert.
Das ermittelnde Kriminalkommissariat 11 sucht nach Zeugen, denen am Samstag oder am Sonntag verdächtige Personen im Bereich der Kirche auf dem Kirchenhügel aufgefallen sind. Wer etwas gesehen hat, wird gebeten, sich unter der Rufnummer 201-8290 bei der Polizei zu melden. Auch das Pfarrbüro nimmt Hinweise entgegen unter der Rufnummer 325 25.