Er selber weiß es seit ungefähr einem halben Jahr, doch öffentlich bekannt gegeben wurde es erst am Dienstag: Prof. Dr. Ferdi Schüth, Direktor am Mülheimer Max-Planck-Institut (MPI) für Kohlenforschung, erhält den Hamburger Wissenschaftspreis 2011. Die Auszeichnung, erst zum zweiten Male überhaupt vergeben, ist verbunden mit 100 000 Euro und damit „der höchstdotierte Preis einer deutschen Wissenschaftsakademie“, teilt das MPI mit. Prof. Ferdi Schüth freut sich, wie man hört, sehr darüber, obgleich er schon viele Ehrungen gesammelt hat, selbst 2003 den hochrangigen Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seinerzeit dotiert mit mehr als 1,5 Millionen Euro.


Nach Fukushima

Der Hamburger Wissenschaftspreis 2011 ist der Energieforschung gewidmet, in der sich Schüth seit etlichen Jahren profiliert. Unter seiner Federführung entstand auch im Frühjahr die Stellungnahme „Energiepolitische und forschungspolitische Empfehlungen nach den Ereignissen von Fukushima“, die im Auftrag der Bundesforschungsministerin erarbeitet worden war.

Schüths „wegweisende Katalysatorforschung“ hebt nun die Hamburger Akademie der Wissenschaften lobend hervor. In der Tat: Vieles, was er und seine rund 15 wissenschaftlichen Teamkollegen am Standort Mülheim ergründen, soll bei der Nutzung erneuerbarer Energien hilfreich sein, die Welt ein bisschen weiterbringen. So beschäftigen sich Schüth & Co. mit der Entwicklung neuer Materialien für Stromspeicher, der Nutzung von Erdgas oder der Verwendung von Biomasse zur Herstellung u.a. von Kraftstoffen.

Für besonders bedeutend hält die Hamburger Akademie die jüngsten Arbeiten der Mülheimer zu erneuerbaren Energien: „Ferdi Schüth und seinem Team ist es gelungen, Holz und Zellulose zu verzuckern, um von diesem Produkt her Kraftstoffe und Chemikalien zu produzieren“, so der Akademiepräsident Prof. Dr. Heimo Reinitzer. „Holz könnte künftig die bisher als Biomasse verwendeten Nahrungsmittel ersetzen und dazu beitragen, dass die Gefahr vermehrter Hungerkatastrophen vermieden wird.“

Ferdi Schüth, der 1960 in Warstein geboren wurde, arbeitet seit 1998 als einer von insgesamt fünf Direktoren (sozusagen: wissenschaftlichen Abteilungsleitern) am Mülheimer MPI für Kohlenforschung und lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern „gerne“ hier in der Stadt.

Er ist auch als Honorarprofessor an der Ruhr-Uni Bochum tätig und Mitglied dreier wissenschaftlicher Akademien. Gleichwohl nimmt er sich gelegentlich die Zeit, mit Experimentier-Shows aufzutreten und hat damit nicht nur in Mülheim einige Bekanntheit erlangt.

Erst Anfang Oktober konnten einige Siebtklässler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in ihrem Chemieraum live erleben, wie der Max-Planck-Direktor Gummibärchen in höllischer Hitze schmoren ließ, seine Stimme mit Helium auf Micky-Maus-Höhe beamte, den Saal unter Dampf setzte. All das nicht nur aus Jux, sondern auch, um Jugendliche für Naturwissenschaften zu interessieren.

Im Kaisersaal

Die feierliche Preisverleihung findet am 18. November im Kaisersaal des Hamburger Rathauses statt. Die 100 000 Euro, die zur Auszeichnung gehören, sind für die Energieforschung bestimmt. Schüth will das Geld verwenden, um das Verfahren zur Verzuckerung von Holz und Zellulose weiterzuentwickeln, um – wie er sagt – „diesen Bereich etwas näher an die technische Umsetzung zu bringen“.