Mülheim. .

Einmal im Jahr klingen ungewöhnliche Töne aus den Gotteshäusern der Evangelischen Kirchengemeinde Saarn. Dann spricht der „Paschtoar“ den „Seagen und die „Chemeinde“ das „Faader Uzen“. „Einmal im Jahr laden wir zum Gottesdienst in Mölmsch Platt“, erklärt Albrecht Sippel, Pfarrer im Ruhestand. Am Sonntag, 6. November, ist es wieder soweit. Ab 10 Uhr erklingt das „Aamen“ in der Dorfkirche (Holunderstraße).

Der Saarner Alt-Pfarrer Ewald Luhr hatte vor über 25 Jahren diese Tradition eingeführt. Die Verwendung der Mülheimer Mundart kam gut an bei den Gemeindegliedern. „Die Mölmsch-Gottesdienste sind immer gut besucht“, weiß Albrecht Sippel. So wird es wohl auch kommenden Sonntag wieder voll werden in den Reihen der Saarner Dorfkirche.

„Ich habe eine Predigt in Hochdeutsch verfasst, die dann von Herrn Ulrich Rädecker vom Geschichtsverein in Mölmsch Platt übersetzt wurde“, erklärt der Pfarrer im Ruhestand. „Er ist es auch, der die Predigt in der Kirche vortragen wird.“ Auch wenn die Gemeindeglieder kein Platt verstehen, können sie teilnehmen. In einem speziellen Programmheft, das in der Kirche ausliegt, werden beide Texte zu finden sein – neben der Predigt auch Liedtexte und Gebete. So könne jeder, der gar nicht oder nur wenig mit der Mundart vertraut ist, den Verlauf des Gottesdienstes leicht verfolgen. Doch: Das Vater Unser wird einheitlich in Platt gesprochen, sonst reden alle durcheinander. „Verszahl und Betonung sind einfach zu unterschiedlich“, erklärt Albrecht Sippel.

Ein weiterer Höhepunkt des Gottesdienstes: Solisten des Neuen Telemann Kammerorchesters Mülheim-Saarn spielen die Kantate „Nun danket alle Gott“ von Georg Philipp Telemann. Auch dieser Text liegt in beiden Sprachvarianten vor.

Wer Lust hat, die Mülheimer Mundart zu lernen, kann sich in der Volkshochschule informieren. Dort findet jeden Donnerstag von 18 bis 19.30 Uhr der Kurs „Wir lernen Mölmsch Platt“ statt. Info: muelheim-ruhr.de/vhs.