Mülheim. .

Die Finanzkrise bestimmt seit Monaten die Nachrichten: Doch während über Schulden in Milliardenhöhe, über Rettungsschirme und Staatspleiten diskutiert wird, gehen die Deutschen shoppen. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) herrscht in der Republik bestes Kaufklima. Und Mülheim, so scheint es, bildet da keine Ausnahme.

Die positiven Meldungen für den Monat Oktober überraschen die Fachleute. Die hatten ursprünglich erwartet, dass die Schuldenkrise und die vorhergesagte Konjunkturabkühlung den Menschen die Kauflaune verderben würde. „Auch unser Dachverband hat befürchtet, dass die Krise das Verbrauchervertrauen erschüttert und die Leute ihr Geld zurückhalten“, sagt Marc Heistermann, Geschäftsführer des für Essen, Mülheim und Oberhausen zuständigen Einzelhandelsverbandes. Stattdessen erreichten ihn auch aus Mülheim gute Nachrichten und positive Rückmeldungen von den Einzelhändlern, die jedoch nicht in konkrete Zahlen gefasst werden können.

Allerdings ist es nicht so, dass die Menschen in Kauflaune einfach für irgendetwas Geld ausgeben. „Langlebige Güter“ gehen laut Marc Heistermann häufig über die Ladentheke. Dazu zählt er beispielsweise Elektrogeräte, wie Kühlschränke und Waschmaschinen, aber auch Möbel und Schmuck. Vor allem letzteres könne man wohl als „Investition“ bezeichnen. „Und“, sagt Marc Heistermann, „jetzt werden auch Textilien gekauft.“ Als einen möglichen Grund nennt er die sinkenden Temperaturen im Oktober. Denn Kleidung werde „anlassbezogen gekauft“. Soll heißen: Als das Thermometer im September noch auf 30 Grad kletterte, wollte niemand Winterstiefel haben. Beim Einzelhandelsverband hofft man jetzt natürlich, dass die Kauflaune anhält. Doch bisher sind die aktuellen Nachrichten, freut sich Heistermann, „sehr, sehr erfreulich“.

Auch im Forum ist man bester Stimmung. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt der Geschäftsführer des City-Einkaufszentrums, Wolfgang Pins. Nun ist die Mall in einer besonderen Situation: wurde doch erst vor rund zwei Wochen das Ende des umfangreichen Umbaus gefeiert. Moderner und heller ist das Forum nun, und es zogen einige neue Geschäfte ein, die laut Pins für Belebung sorgen: „Speziell durch die neuen Angebote kommen viele Kunden.“ Jüngst sprach das Centermanagement gegenüber Radio Mülheim von „gut 15 Prozent mehr Kunden als zur gleichen Zeit im Vorjahr“. Kein Wunder, dass sich Wolfgang Pins nach eigener Aussage schon auf das Weihnachtsgeschäft freut.

Das hat im Rhein-Ruhr-Zentrum laut Centermanager Sascha Schönherr schon langsam begonnen: „Die Leute fangen in diesem Jahr früh an.“ Auch in der Heißener Mall zeigen sich die Kunden scheinbar weitgehend unbeeindruckt von der Schuldenkrise. 2009, erinnert sich Schönherr, sah das anders aus: Da habe die Finanzkrise die Menschen aber auch direkter betroffen, hätten sie vielleicht durch Kurzarbeit weniger Geld in der Tasche gehabt. Die Krise in Griechenland sei da wohl weiter weg.

Ob die Überlegung „wer weiß, was aus dem Euro wird, da geben wir ihn lieber aus“, die Kunden tatsächlich antreibt, mag der Centermanager nicht spekulieren. Auf den Gängen des Rhein-Ruhr-Zentrums ist auf jeden Fall momentan einiges los. Die Herbstferien seien ein Grund dafür. Doch die richtig kalte Jahreszeit kommt erst noch. Sascha Schönherr: „Unsere Zeit beginnt jetzt.“