Aber eine Laterna magica-Vorstellung im Museum zur Vorgeschichte des Films ist kein so alltägliches Erlebnis. „Projektionsmeister” Peter Riecke entführte das Publikum in eine Zeit, bevor die Bilder laufen gelernt hatten
Es ist ja nun nicht so, als ob das Museum zur Vorgeschichte des Films, die „Camera obscura” keine eigenen Laterna magica-Projektoren hätte: Gleich 56 „Zauberlaternen”, Vorläufer der Dia- und Filmprojektoren, stehen in der Ausstellung im alten Broicher Wasserturm.
Aber so ein altertümliches Projektionsgerät, das bis ins frühe 20. Jahrhundert die Massen unterhielt, in Aktion zu sehen, ist schon ein besonderes Erlebnis. Deshalb waren die 40 Plätze im oberen Teil des Turms, wo man sonst (bei gutem Licht) die Projektion der hauseigenen Camera obscura betrachten kann, am Sonntag bis auf den letzten Platz besetzt. Fernsehen kann man schließlich jeden Tag haben.
„Projektionsmeister” Peter Riecke versetzte – unterlegt mit zeitgenössischer Musik – sein Publikum in jene Zeit, bevor die Bilder laufen gelernt hatten. In seinem launigen Programm projizierte Riecke die Motive der Glasplatten aus der Zeit von 1820 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf eine Leinwand. Darunter waren Märchenmotive und Bilderfolgen etwa von Wilhelm Busch. Aber auch zeitgenössische Darstellungen von Autos, Flugmaschinen oder Szenen aus dem Alltag, die ein Gefühl vermittelten für die Gesellschaft, in der – und für die – diese Bilder einst entstanden sind. Zum Teil waren die humorvollen Darstellungen beweglich, was nicht nur die Kinder im Publikum erfreute.
Unter den Zuschauern befand sich auch Karl-Heinz Steckelings, aus dessen umfangreicher Sammlung über 1100 Stücke zur Entwicklung des bewegten Bildes für die Mülheimer Ausstellung „S” aufgekauft worden waren. Der Wuppertaler Fotograf und Filmemacher kam früh auf seine Sammelleidenschaft. „Ich habe mich natürlich gefragt, wo die Dinge herkommen, mit denen ich mich täglich auseinadersetzte.” Steckelings, der die Zahl der ernsthafen Sammler in Deutschland, die auch wissenschaftlich arbeiten, auf eine Handvoll schätzt, arbeitet gerade an einem Fachbuch über Lithophanien. Er besitzt eine Spezialsammlung dieser Reliefdarstellungen etwa auf Porzellan, deren Motiv durch Anleuchten sichtbar wird.
Museumsleiter Tobias Kaufhold kündigte an, die Veranstaltung möglichst zu wiederholen – die Nachfrage sei sehr groß gewesen. Dabei dürften viele Mülheimer das kleine Museum selbst noch nicht gesehen haben: „50% unserer Besucher sind von außerhalb.”