Nachgefragt bei Meinolf Thies, Chef des Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum
Herr Thies, schlechte Wirtschaftslagen in vielen Branchen. Haben die Menschen noch Lust aufs Kino?
Thies: Man sagt, schlechte Wirtschaftszeiten, sind gute Kino-Zeiten. Die Menschen können im Kino für einige Stunden ihre Sorgen vergessen, in eine andere Welt eintauchen.
Machen sie das auch?
Thies: Die Besucherzahlen gehen überall seit einiger Zeit zurück. Die Boom-Zeiten sind vorbei. Wir stellen im Rhein-Ruhr-Zentrum jedoch fest, dass es hier noch deutlich besser läuft als anderswo. Wir erreichen im Jahr an die 550 000 Besucher, und in den ersten Monaten des Jahres waren wir sehr zufrieden. Das ist nicht selbstverständlich. Beim Krisenrat am Küchentisch könnte es ja auch heißen: Wir streichen Kino. Das erfolgt nicht.
Machen Ihnen die Raubkopien zu schaffen?
Thies: Das ist natürlich ein Problem. Allerdings zählt da aus meiner Sicht mehr der Faktor: ,Ich habe den Film schon' als ,Ich habe ihn schon gesehen'. Für die meisten zählt das Kino-Erlebnis.
Kann Kino heute nur noch Film sein?
Thies: Es reicht längst nicht mehr, elf Plakate aufzuhängen und elf Filme anzubieten. Wir versuchen daher im Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum, verstärkt Aktionen zu den Filmen anzubieten. Das wird angenommen, wie die Ladies-Night einmal im Monat. Wir hatten zuletzt 1000 Frauen im Cinemaxx. Wir bieten spezielle Veranstaltungen für junge Frauen und Kinder an oder auch einmal im Monat einen Männerabend. Es gibt Aktionen gezielt für Schulen. Das wird eher zunehmen.
Unterscheidet sich das Kino-Publikum in Mülheim von anderen Orten?
Thies: Ja. Es ist deutlich älter als etwa in den Kinos in Essen. Es ist gebildet und kritisch. Den Besuchern ist ein sauberes Kino wichtig, ein gepflegter Ort. Da stehen wir im Rhein-Ruhr-Zentrum gut da. Wir haben hier zum Glück auch wenige Beschädigungen.
Macht das Publikum jede Preislage mit?
Thies: Die Preise sind derzeit weitgehend ausgereizt. Wobei ein Euro mehr oder weniger jetzt nicht den großen Ausschlag gibt. Das Freizeitvergnügen Kino ist gerade mit Blick auf den Preis mehr als konkurrenzfähig. Schauen Sie sich an, was Fußball, Theater, Musicals oder Freizeitparks heute kosten.
Kinos im Einkaufszentrum – ist das ein Vorteil?
Thies: Der Deutsche geht nicht mit Einkaufstüten ins Kino. Es ist eher die Ausnahme, dass unser Besucher Kino und Shoppen verbindet. Wir bieten für Einkaufstüten im Eingangsbereich Schließfächer an. Die werden kaum genutzt. Einen Teil geben wir jetzt ab.
Gibt es aus Ihrer Sicht genügend gute Filme?
Thies: Es kommt in diesem Jahr noch Gutes auf den Markt. Da habe ich keine Sorgen, auch nicht, was den Mix angeht. Die Filmzahl steigt rasant. Inzwischen landen jeden Monat 30 Prozent mehr Filme auf dem Markt als noch vor einigen Jahren. Wir werden in absehbarer Zeit aber auch die 3-D-Technik bekommen.