An der Rezeption des Freizeitparks gibt es frisch aufgebackene Brötchen. Jeden Tag. Sieben Sorten sogar. Doch wer mit Familie im Mobilheim wohnt, kommt ohne Auto nicht aus.
Die Sesam-Saison ist eröffnet: Seit Mitte März werden an der Rezeption des „Freizeitdomizils Entenfangsee” frische Brötchen verkauft. Ab halb sechs in der Früh läuft der Backofen heiß.
Sieben Sorten gehen im ständig besetzten Empfangsgebäude über die Theke, wo auch die Post angenommen wird und etliche andere Fäden zusammenlaufen, an denen das tägliche Leben auf dem Platz hängt. Dieser liegt schließlich zwei bis sieben Kilometer entfernt von den nächsten Siedlungen, ob man nun Duisburg-Bissingheim ansteuert, Mülheim-Selbeck oder Ratingen-Lintorf.
Dennoch: Ein eigener Lebensmittelladen für die Mobilheim-Bewohner lohnt sich nicht. Es gab mal ein Geschäft auf dem Gelände, berichtet Erhard Fischer, Gründer und Chef des Freizeitparks: ab den frühen 70er bis Mitte der 80er Jahre, mit einem Sortiment von Tomaten bis zum T-Shirt. „Doch dann machten rundherum die großen Supermärkte auf. Und hier im Laden wurden nur noch Salz und Zucker gekauft.” Zu wenig.
Heute ist das Verpflegungsangebot vor Ort überschaubar. Die üblichen Lieferanten bringen auf Bestellung Getränke oder Tiefkühlkost zur Adresse „Am Entenfang”. Freitags fährt der Gemüse- und Eiermann vor, samstags ein Bäckerwagen mit Kuchen.
Da jedoch auch bei diesen Mülheimer Bürgern der Altersschnitt steigt, schauen spezielle Dienstleister vorbei: Die einen liefern Essen auf Rädern, andere leisten Pflegedienste. „Ein Apotheker kommt jeden Tag hierhin”, sagt Fischer. „Die Leute geben ihre Rezepte ab, und abends sind die Medikamente da.”
Windeln, Nudeln und Tiernahrung kann man sich auf diesem Wege nicht besorgen. Sabine Mohr braucht all das in nicht unerheblichen Mengen, weil sie einen Drei-Generationen-Haushalt versorgt, zu dem auch zwei Mischlingshunde, ein Meerschweinchen, zwei Katzen gehören. Daher meint die 45-Jährige: „Man braucht unbedingt ein Auto, wenn man hier wohnt.”
Familie Mohr zog vor zwölf Jahren aus einer Wohnung in Ratingen-Lintorf in ihr geducktes, sehr dunkles Holzhäuschen mit Geweih am Giebel und 50 ´qm Grundfläche. Heute sind die Kinder fast erwachsen: Die 18-jährige Ellen besucht eine Gesamtschule in Ratingen, Maximilian (17) macht ein Praktikum. Seine große Schwester Jacqueline (21), die mit ihrem Freund nebenan wohnt, ist in der Ausbildung zur Köchin. Mutter ist sie allerdings auch schon, und aus praktischen Gründen wohnt der einjährige Lukas die Woche über bei seiner Oma Sabine. Die sich auch sonst um das Allermeiste kümmert.
Ihr häufigstes Fahrziel ist: Ratingen-Lintorf, die frühere Heimat. Hier wird mehrmals wöchentlich eingekauft (Brötchen aus der Platzbäckerei gibt's nur am Wochenende, „sonst essen die Kinder Kellogg's”). In Lintorf sitzen auch Haus-, Zahn-, Frauen- und Kinderarzt. Im medizinischen Notfall, der bislang nicht eintrat, würde Sabine Mohr zum Kaiserwerther Diakonie-Krankenhaus fahren, „Vielleicht 15 Minuten entfernt”. Sie ist gebürtige Düsseldorferin und gesteht: „Manchmal wünsche ich mir, wieder mitten in der Stadt zu wohnen.”
Um eine spezielle Versorgungslücke am Entenfang zu füllen, hat Sabine Mohr kürzlich eine Krabbelgruppe gegründet: den Raum organisiert, das Bällebad. Die engagierte Oma wird es noch brauchen: Im Herbst bekommt Lukas ein Geschwisterchen.