In Mülheim gibt es viele unendliche Geschichten. Eine davon spielt auf Streuobstwiesen am Fünter Weg in Heißen. Und so wie es aussieht, dürfte der Streit um die Bebauung noch eine Weile weitergehen.
Es war Ende der 60-er Jahre, als die Mülheimer Wohnungsbau Genossenschaft die ersten Grundstücke zwischen Honigsberger Straße und Fünter Weg erwarb. Heißen sollte wachsen – von 10 000 Einwohnern träumte die Stadt. Und so sollten auf dem Stück Natur Hochhäuser entstehen – mit bis zu 15 Geschossen.
Die kamen nie, weil der Mietwohnungsmarkt einbrach, Anwohner auf die Barrikaden gingen und ein Regenrückhaltebecken gebaut werden musste. Dafür kam aber der Bebauungsplan U 17, der im März 1990 angeschoben wurde. Bis auf den Bau der Eigentumswohnungen im Bereich der Tankstelle bewegte sich seither nicht viel.
Die MWB hielt aber an ihren Plänen fest, auf dem Grabeland zu bauen. Aus Hochhäusern wurden Doppelhaushälften. „Die Genossenschaft hat in den 60-er Jahren dort Bauerwartungsland erworben. Wir müssten mehrere 100 000 Euro abschreiben, wenn wir dort nicht bauen dürften”, erklärt MWB-Chef Frank Esser, der „große Verluste” für sein Unternehmen befürchtet.
„Rund 70 % der bebaubaren Flächen gehören uns bereits”, hat Prokurist Jürgen Steinmetz überschlagen. „Die Eigentümer des Grabelandes sind zum Teil zu uns gekommen und wollten verkaufen”, meint der MWB-Mann. Die anderen sprechen sich gegen die Bebauung aus. In einem Umlegungsverfahren, das der Planbungsausschuss am Dienstag gegen die Stimmen von MBI und Grünen beschloss, sollen die Interessen nun ausgeglichen werden. Der Umlegungsausschuss wird durch Tauschmaßnahmen die Flächen neu aufteilen. Gegen den Kompromiss haben die Eigentümer am Ende nur das Recht der Klage.
Planungsausschuss-Vorsitzender Dieter Wiechering rechnet damit, dass das Umlegungs-Verfahren bis zum Ende des Jahres dauern wird. „Nach Möglichkeit wollen wir Einvernehmen erzielen”, sagt der SPD-Politiker. Wenn am Ende ein Beteiligter dann vor Gericht zöge, sei das „keine Schande”, würde das Bebauungsverfahren aber weiter aufhalten. Wiechering sieht in den „erheblich veränderten Plänen” einen „guten Kompromiss”.
Die Durchgangsstraße wurde gestrichen. An ihre Stelle soll ein Fuß- und Radweg treten. „Wir sind hier nicht in Manier des Raubtier-Kapitalismus unterwegs”, betont MWB-Chef Esser. Er räumt aber ein, dass die Genossenschaft Grabeland in dieser Lage im Gegensatz zu den 60-er Jahren nicht mehr kaufen würde, um darauf zu bauen. Gleichwohl: „Die Nachfrage nach Eigenheimen rechtfertigt die Mühe, an der Bebauung festzuhalten”, so Esser.