Mülheim. .
Die Politik tut sich schwer mit einer Entscheidung zum Naturbad Styrum. Längst hätte das Hickhack um die Schließung oder den Erhalt beendet werden können, sogar müssen: Ausschlaggebend sollte die Saison 2011 sein, „im Oktober fällen wir einen Entschluss“, hieß es das Jahr über. Jetzt hat man diese Debatte auf den nächsten Monat vertagt.
Und damit stärker noch an die Diskussion um den Stadthaushalt geknüpft, die im November stattfindet. 443 521 Euro Defizit fuhr das Naturbad in diesem Jahr ein. Ein großer Posten davon sind die Personalkosten von zuletzt 134 000 Euro. Bis zum Jahresende könnten dieses Minus sogar noch um 20 000 wachsen, sagt Martina Ellerwald vom Mülheimer Sportservice (MSS). Der Grund: Eco-Plant lässt sich die Pflege des Schwimmer-Beckens kräftig bezahlen, im Vorjahr nahm der Naturbadbauer einen Teil der Reinigung noch auf seine Kappe. Damals lief noch die Gewährleistungsfrist. Seit Mai ist sie jedoch vom Tisch.
Ein weiterer Kostentreiber: Die teuren Rettungsschwimmer, die zuvor das Friedrich-Wennmann-Bad bewachten, waren wegen der Sanierung im Naturbad eingesetzt.
Und doch reicht auch diese Saison nicht für eine objektive Einschätzung aus – im Gegenteil, räumt selbst die SPD ein, die zu den Kritikern des Bades zählt: „Es war ein Anti-Sommer“, sagt Rolf Mühlenfeld vom Sportausschuss.
Die SPD ringt mit sich: Die Reinigung sei unausgereift, die Kosten zu hoch, „wir müssten dafür anderswo sparen oder die Kosten senken“, meint Mühlenfeld, „nur wo?“ Andererseits: Das zweite Bad werde dringend gebraucht, das sehen auch die Sozialdemokraten, zumal der Stadtteil schon den im Perspektivkonzept Fußball angekündigten Verlust einer Sportstätte hinnehmen muss.
Eine Taktik seitens der Bad-Gegner vermutet die MBI hinter der Verschiebung der Debatte in die Nähe der Etat-Diskussion. Dabei ist das Bad für die Bürgerinitiativen ebenfalls „eine Kröte“, sagt Georg Hötger, „die wir jedoch bereit wären zu schlucken, wenn wir endlich alle Fakten genannt bekommen“. Offenkundige Mängel sieht die MBI in der Matrix-Technik. Die Reinigung funktioniere nicht, so Hötger, daher verlangt er Einsicht in den laufenden Vertrag zwischen Eco-Plant und MSS.
Das Zünglein an der Waage könnte nun die CDU werden. Sprecher Werner Oesterwind ist für das Bad: „Ich würde diese Saison nicht für eine Entscheidung heranziehen.“ Der größte Kostenfaktor sei die Miete (300 000 Euro) für den Immobilienservice. „Es bleiben etwa 200 000 Euro, die wir für die Bürger im Norden investieren würden. Ich hoffe, das ist konsensfähig.“