Motiviert, interessiert, lebenserfahren – ideale Eigenschaften einer Auszubildenden. Für Schreinermeister Arno Effmann besitzt Desiree Grebbin genau diese Attribute. Logischerweise hat er sie zum 1. August eingestellt. Als Auszubildende in Teilzeit.

In Teilzeit? Für Effmann „kein Problem.“ Schließlich bildet er seit 14 Jahren aus, hat also reichlich Erfahrung, auch mit ganz regulären Azubis. Seine Einstellung zum Teilzeitprojekt: „Wenn man sich ein bisschen darauf einstellt, funktioniert das sehr gut.“

Leider tun das bislang nur wenige Unternehmen. Vor allem das Handwerk sei hier noch sehr zurückhaltend, weiß man bei der Agentur für Arbeit und dem Berufsbildungswerk, die das 2005 bundesweit eingeführte Modell hier vor Ort begleiten.

Lebenserfahrung

Dass seine Auszubildende als 30-Jährige die Schulzeit längst hinter sich hat, Mutter zweier Kinder und Ehefrau ist, war für Effmann überhaupt kein Hindernis. Im Gegenteil: „Als Mutter bringt sie doch Lebenserfahrung mit.“ Das hat er in den vergangenen Wochen bereits gemerkt.

Grebbins Arbeitstag im Betrieb beginnt um 7.30 Uhr und endet um 14 Uhr. Das sind 75 Prozent dessen, was in einer regulären Ausbildung an Arbeitszeit im Betrieb verlangt wird. Der Arbeitgeber kann entsprechend die Ausbildungsvergütung kürzen. Mittwochs hat sie bis nachmittags Berufsschule – wie alle anderen auch. „Das klappt gut. Mein Mann arbeitet nachts, tagsüber ist er Vollzeitpapa“. Und was sagen die Kinder? „Die waren auch schon im Betrieb, haben sich alles angeschaut. Wir haben hier eine sehr familiäre Atmosphäre.“

Drei Jahre bis zum Tischler, das ist doch genau der Zeitraum einer regulären Ausbildung? „Richtig“, sagt Marion Steinhoff von der Arbeitsagentur. Da die Ausbildungsplatzsuchenden häufig über eine gute Schule Qualifikation und Motivation verfügten, machten sie das Weniger an Anwesenheit im Betrieb schnell wett.

Doch noch all zu oft Bedenken bestünden Bedenken, einen Vater oder eine Mutter, oder jemanden, der einen nahen Angehörigen pflegt, oder einen Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen einzustellen – nur Personen aus einer dieser drei Gruppen kommen für eine Teilzeitausbildung in Betracht. Immer wieder hören die Mitarbeiterinnen des Berufsbildungswerks, die die Teilnehmer im Vorfeld bei der Lehrstellensuche unterstützen, ihnen bei den Vorbereitungen helfen und sie dann die ersten acht Ausbildungsmonate betreuen: „Und was ist, wenn mal das Kind krank wird?“ „Dann sag ich: Und was ist, wenn ihre junge Auszubildende schwanger wird?“, so Claudia Isenbügel. Ein weiteres Argument: Teilzeitausbildung sei eine Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Desiree Grebbin will, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat, natürlich weiterarbeiten. „Ich habe meinen Traumberuf gefunden.“