Ein Lächeln ist nie umsonst. Auch für Sabine Mann nicht. Die Werbefrau hatte unter dem Motto „Cheeeeese“ mehrere Porträts lächelnder Menschen ins Schaufenster des Käsemeisters am Löhberg platziert, wobei ein fast zahnloser Junge zum Publikumsliebling wurde.

An einem Spiegel fordert Mann die Passanten auf, der Innenstadt ein Lächeln zu schenken – ein Konzept, das die sechsköpfige Jury des morgen zu Ende gehenden Schaufensterwettbewerbs überzeugte. Jury-Mitglied Bernd Hermes (Werbegemeinschaft) sieht darin ein ästhetisch wunderbares Fenster, das die Passanten in den Laden zieht. Und wie er beobachtet hat, animiert es auch tatsächlich zum Lächeln.

Das von Menerga und der Wirtschaftsförderung gestiftete Preisgeld von 500 Euro teilt Mann mit Käsemeisterin Ariane Hüfing, ihre Hälfte stiftet sie der Mülheimer Tafel, die sie für eine wichtige Einrichtung hält.

Auch die von Oliver Hilterhaus in Pelz gehüllten Barbies können die bereitgestellten Mini-Champagner-Flaschen köpfen. Denn ihr Schöpfer kann sich den zweiten Platz (jeweils 150 Euro) mit Peter Helmke, dem Meister der Kaffee-Pads, teilen, der seine originellen Objekte in der Trüffel-Ecke präsentierte. Auch Hilterhaus überlegt, ob er die Barbies in seiner Galerie an der Auerstraße 20 für einen guten Zweck meistbietend versteigern soll. Vom ersten Platz (132 Punkten) trennten sie nur fünf Punkte. Zwei Punkte weniger erhielten die Foto-Azubis Pia Kamps und Katja Marquard, die Zigarren-Raucher porträtierten, und nur einen Punkt weniger bekam Uwe Dieter Bleil für seine fehlsichtigen Hasen, die in Anlehnung an Da Vinci am Abendmahl Platz genommen haben. „Wir haben sehr viele Fenster auf sehr hohem Niveau gesehen“, sagt Jurorin Nicola Leffelsend, die in Essen Vereinsvorsitzende der Kreativen Klasse ist.

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Der Wettbewerb ist ja eigentlich sekundär, aber er steigert sicherlich die Spannung und regt das Gespräch und die Spekulationen an. Um die Passanten noch stärker einzubeziehen, soll es im nächsten Jahr auch eine Art Bürgervotum geben. Zentral war, darin sind sich alle einig, dass über die Stadt positiv gesprochen und Lust auf Entdeckungen gemacht wurde. Für Hermes ist es auch wichtig, dass durch das Zusammentreffen von Händlern und Kreativen auch noch Geschäftsbeziehungen möglich geworden sind und auch realisiert werden.

Da die Erwartungen, wie Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier feststellte, schon in der kurzen Konzeptionsphase weit übertroffen wurden, ist eine Fortsetzung im nächsten Jahr längst beschlossene Sache. Es geht nur noch um das Wie und Wann. Daran werde bereits gebastelt. Andere Straßen sollen einbezogen werden, denn schon jetzt hätten sich etwa Händler der Leineweberstraße gerne beteiligt. Ein Optiker dort hat bereits mit einem Kreativen dafür angebandelt. Und Ideen hätten die drei Sieger auch schon.

Möglicherweise sollen auch Schulklassen zum Mitmachen angeregt werden. Auch von den Erfahrungen aus anderen Städten möchte man lernen. Klar ist, dass die Organisationsstruktur so im nächsten Jahr nicht mehr beibehalten werden kann. Denn jetzt war der Erfolg im wesentlichen dem unermüdlichen Einsatz der Ideengeberin Daniel Städter von der Wirtschaftsförderung zu danken, aber auch den Kreativen, die etwas für ihre Stadt machen wollten und die Materialkosten in den meisten Fällen selbst trugen. Für das nächste Jahr hofft Städter, dass Sponsoren gewonnen werden können, die diese Ausgaben auffangen. Für die Organisation soll dann eine professionelle Agentur betraut werden.

Die überwiegend mit Auswärtigen besetzte Jury hatte auch einige grundsätzliche Anregungen zur Schaufenstergestaltung. So seien oft die Beleuchtung und die Blickführung der Kunden verbesserungswürdig, sagte die Oberhausener Schauwerbegestalterin Petra Mohr.