Mülheim. .

Im Kampf gegen sittenwidrige Entlohnung bei der Mülheimer Getränkemarkt-Kette „Trink & Spare“ verbucht die Gewerkschaft Verdi erste Etappensiege. In zwei von sieben Auseinandersetzungen habe der Arbeitgeber schon finanzielle Forderungen erfüllt. Eine weitere Verhandlung vor dem Arbeitsgericht steht an. Von den Verfahren erhofft sich Verdi-Sekretär Günter Wolf Signalwirkung für die gesamte Einzelhandelsbranche.

Im Mai hatte Verdi Oberhausen/Mülheim die Getränkemarkt-Kette mit Sitz in Speldorf wegen vermeintlichen Lohnwuchers öffentlich angeprangert, auch Strafanzeige gestellt (die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Duisburg dauern an). Systematisch speise die Firma ihre Mitarbeiter mit manchmal nicht einmal 5 Euro Stundenlohn ab, verweigere sich der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und ignoriere Urlaubsansprüche, die auch 400-Euro-Kräfte haben.

Trotz Hemmungen von Beschäftigten, mit gewerkschaftlicher Hilfe gegen die Missstände vorzugehen, haben sich zwischenzeitlich nicht nur bereits ausgeschiedene Mitarbeiter dazu entschlossen, ihre tariflichen Ansprüche nachträglich geltend zu machen.

Wie Verdi-Sekretär Günter Wolf nun berichtet, sind zwei von sieben Auseinandersetzungen bereits zu einem Ende gebracht. In einem Fall sei „Trink & Spare“ innerhalb einer gesetzten Frist auf die Forderungen einer Beschäftigten eingegangen und habe ihr brutto rund 13 700 Euro nachvergütet. Ein Teil der Summe ging direkt weiter an die Sozialagentur. Die hatte der Frau wegen Nichtauskommens mit ihrem Einkommen aufstockendes Hartz IV gewährt.

Ein zweiter Fall ist vor dem Arbeitsgericht mit einem Vergleich geendet. Ein Ex-Mitarbeiter habe 1386 Euro nachvergütet bekommen.

Bei der nächsten Verhandlung am Arbeitsgericht Oberhausen geht es am 25. Oktober um 6756 Euro, darunter eine Abgeltung für verweigerten Urlaub. Strittig zwischen den Parteien ist in diesem Fall auch die tarifliche Einstufung des Klägers: Ist er überwiegend mit kaufmännischen oder aber mit gewerblich-technischen, höher zu entlohnenden Aufgaben betraut gewesen?

Eine weitere Forderung, die Verdi gegenüber „Trink & Spare“ geltend macht, beläuft sich auf knapp über 11 000 Euro. „Das wird der spannendste Fall“, so Wolf. „Die Frau ist noch im Betrieb.“ Der Gewerkschaftssekretär geht von einer Signalwirkung der Rechtsprechung aus. Verdi vermutet in zahlreichen Betrieben des Einzelhandels sittenwidrige Entlohnung. Aktuell habe man die Oberhausener Filiale einer namhaften Supermarktkette im Visier.