Mülheim. .
Mülheims gute Stube gerät in Gefahr. Besorgt stellen nicht nur Bürger, sondern auch Vertreter der Stadt in der Müga vielfältige Zerstörungen fest, ein Trauerspiel an manchen Tagen nach durchzechten Nächten.
Als „verdreckt und verkommen“, beschreiben inzwischen einige Mülheimer krass jene grüne Oase, die sich auf 66 Hektar erstreckt. 20 Jahre ist die Müga im nächsten Jahr alt, viel zu jung für Spuren der Zeit.
Nächtliche Schlägereien soll es zwischen Gruppen gegeben haben, deren Zusammensetzung man gar nicht so genau kennt. Saufgelage finden immer wieder statt, manchmal sogar schon am Tag, wenn „ein paar junge Männer mit zwei Kisten Bier“ sich auf einer der Wiesen niederlassen. Anschließend werden Flaschen zertrümmert, Scherben in die Wiesen gesteckt. Spielgeräte werden beschädigt und neuerdings wird auch schon mal ein Stein in die Fenster der Camera Obscura geworfen. Über manche Schandtat will die Stadt öffentlich lieber gar nicht reden. „Der Vandalismus hat Formen erreicht, die wir fast nicht mehr bezahlen können“, klagt Heike Blaeser-Metzger von der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH, die sich nicht nur um die Müga, sondern auch um die Bauten dort kümmert und eine gute Pflege aufrechterhalten will.
Die Müga wurde für alle Bürger errichtet, die sich mitten in der Stadt erholen, spielen, dort abschalten wollen, die sich treffen, aber auch mal gerne feiern. Wie so oft: Die weitaus meisten Besucher genießen das Areal, behandeln es pfleglich, leiden aber unter dem, was andere mutwillig zerstören, so Heike Blaser-Metzger. „Kinder müssen auch barfuß über die Wiesen laufen können, ohne sich zu verletzen.“
Vertreter der MST, des Ordnungsamtes, des Umweltamtes hatten erst kürzlich zusammengesessen und beraten. Eine zentrale Frage: Reicht die Anlagen-Satzung aus oder muss sie verschärft werden? Für Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, ist es eine Gratwanderung: Die Leute sollen sich dort erholen und vergnügen, also auch mal Party feiern können. „Da prallen natürlich schon Interessen aufeinander. Uns geht es darum, Übermut zu unterbinden.“
Die Stadt ist in der Müga längst intensiv tätig. Es gibt festgelegte Reinigungsintervalle. Es gibt einen Wachdienst, der auch nachts unterwegs ist. Es gibt Kontrollen, die darauf achten, dass das Hundeverbot eingehalten wird – ein weiteres großes Problem in der Müga. Es reichte alles nicht: Bürger, die den Park fast täglich aufsuchen, berichten davon, dass der Dreck manchmal tagelang liegen bleibe, dass frei laufende Hunde eben nicht geahndet werden.
Es gebe schlicht personelle Grenzen, sagt Heike Blaeser-Metzger. Und selbst, wenn noch mehr Kontrollgänge durchgeführt würden, gäbe es keine Garantie. Die Parkanlage erstreckt sich immerhin über sieben Kilometer. Den Wachdienst will man flexibler einsetzen, heißt es und auch über Satzungsänderungen werde nachgedacht. Allerdings sei noch nichts so weit gediehen, dass es der Politik vorgelegt werden könnte, betont Stadtsprecher Volker Wiebels. Möglich sei, so lässt Bernd Otto durchblicken, dass ein Glasflaschenverbot für die Müga kommt, um allein die Verletzungsgefahr für Dritte zu reduzieren. Möglich auch, so Heike Blaeser-Metzger, dass künftig Hausverbote bei intolerablem Verhalten vermehrt ausgesprochen werden. Aber auch dazu ist die Überwachung schwierig.
Der Idee, die Müga zur alkoholfreien Zone zu machen, werden bisher keine großen Chancen eingeräumt. Ebenso wenig der kompletten Einzäunung mit Eintrittsgeldern – ähnlich wie beim Grugapark in Essen. Auch dort kommt es trotz Zäunen und Wachdiensten immer wieder zu unerfreulichen Übertritten im Park. „Und wir haben den Ringlokschuppen, der zur Müga gehört“, gibt Otto zu bedenken. Da sei eine Einzäunung kaum machbar.