Mülheim. .

Dass Felix Mendelssohn-Bartholdy keine Oper geschrieben hat, hängt möglicherweise mit seiner Abneigung gegenüber den oft moralisch zweifelhaften „Helden“ dieser Gattung zusammen, z.B. Don Giovanni. Einem Propheten hingegen, „wie wir ihn etwa heut’ zu Tage wieder brauchen könnten“, billigte er durchaus zu, „stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster“ zu sein.

So nimmt es nicht Wunder, dass sein „Elias“, der am Samstag in der St.-Barbara-Kirche unter heftigem Beifall zur Aufführung kam, so etwas wie eine verkappte Oper geworden ist – gegliedert in teils dramatische, teils religiös-meditative Szenen, deren Unmittelbarkeit durch den Wegfall eines in vergleichbaren Werken üblichen Erzählers noch gesteigert wird.

Natürlich hängt die Wirkung eines solchen Werkes zum guten Teil am Darsteller der Hauptfigur. Hier ragte aus einem sehr guten Solistenquartett (Katharina Sabrowski/Sopran, Christa Bonhoff/Mezzosopran und Joachim Duske/Tenor) der Bassist Hans Christian Hinz noch heraus, der dem zwischen blutigem Zorn und verbitterter Resignation schwankenden Elias überzeugenden Ausdruck verlieh. Ein noch größerer Teil der Wirkung hängt aber an den nach Mendelssohns Vorstellungen „recht dicken, starken, vollen Chören“.

Realisiert wurde das durch die Verbindung der Niederrheinischen Kantorei mit dem VHS-Chor Goch. Aber nicht nur die dramatische Wucht der Chöre machte das Ganze zum Erlebnis, sondern mehr noch die Prägnanz und Ausdruckskraft, mit welcher der Geist des Werkes unter der intensiven, inspirierenden Leitung des Dirigenten Werner Seuken zum Klingen gebracht wurde. Unterstützung erfuhren die Sänger dabei durch die Kammerphilharmonie Europa, bei der vor allem Trompeten, Pauken und Posaunen gefordert waren.

Die abschließende Verheißung des Messias verweist auf eine Aussöhnung von Juden- und Christentum und macht die Musik damit in einem höheren Sinne zum Gebet, wie Pfarrer Manfred von Schwartzenberg bei seiner Begrüßung betonte.

Hintergrund:

Das Oratorium „Elias“ zählt zu den bekanntesten Werken des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Geschichte des biblischen Propheten Elias wurde 1846 in Birmingham uraufgeführt – mit 125 Musikern und 270 Chorsängern. Die Niederrheinische Kantorei aus Mülheim hat sich über ein Jahr mit intensiven Proben auf das Konzert vorbereitet. Der VHS-Chor Goch hat ebenso wie der Mülheimer Chor vielfältige Erfahrungen mit Oratorien.