Mülheim. .

Schnappschüsse sind Michael Schaafs Bilder nicht. Schließlich braucht der Fotograf etwa zehn Minuten, bis ein Foto im Kasten ist. Und zwar im echten Kasten. Denn der Wanderfotograf fotografiert wie im Jahr 1851, mit dem sogenannten Nassplattenverfahren. Am Tag der Türme können sich Familien Sonntag von 11 bis 17 Uhr in der Camera Obscura ablichten lassen.

Wer sich von Michael Schaaf fotografieren lassen möchte, muss Geduld mitbringen – und sich vom schnellen Knipsen verabschieden. Ein Foto braucht Zeit, denn es entsteht in mehreren Schritten. In der Camera Obscura hat der Fotograf sein transportables Labor aufgebaut. Auf einem Tisch stehen Chemikalien, mit denen er die Bilder entwickelt. Seine Hände steckt er durch zwei Löcher in eine Dunkelkammerkiste, in der er unter Rotlicht die Glasplatten erst mit Collodium beschichtet, dann ins Silberbad legt. „Nun bildet sich eine lichtempfindliche Schicht auf der Platte.“ Nach fünf Minuten schellt die Eieruhr, danach kann er die Platte in den Fotoapparat, einen Holzkasten mit Objektiv, einlegen.

Das Modell muss vor allem eins: stillhalten können. Denn die Belichtungszeit dauert etwa 30 Sekunden. Solange darf nicht gelacht, nicht gewackelt werden, die Augen sollten auf einen Punkt fixieren. „Sonst verwackelt die Aufnahme“, erklärt Michael Schaaf. Nach der Belichtung kommt die Platte wieder in die dunkle Kiste, darin wird sie weiter mit Chemikalien behandelt bis das Gesicht langsam in Negativform erscheint. Sichtbar wird, was die digitale Fotografie nicht schafft: „Die Bilder sind so klar, dass man den inneren Zustand des Abgebildeten sehen kann“, erklärt der Fotograf. Ist jemand unruhig, spiegelt sich das im Bild wider; was aber auch den besonderen Reiz ausmache. Denn: „Dies ist die Urform der Fotografie.“