Im Freizeitpark Entenfangsee gibt es etwa 65 Plätze für Kurzzeitcamper. Es sind ganz unterschiedliche Gründe, die Reisende nach Mülheim führen.

Lex Schut steht vor dem Zelt und verbreitet gute Laune. Das ist einerseits verständlich, denn der 43-Jährige aus den Niederlanden urlaubt gerade. Andererseits kann man es erstaunlich finden, denn ein technischer Zwischenfall hat ihn und seine Lieben an den Entenfangsee verschlagen, wo sie doch auf dem Weg in die Toskana sind.

Von Den Helder bis kurz vor das Breitscheider Kreuz waren die Vier am Mittwochabend gekommen, als die Lichtmaschine ihres Opels den Dienst versagte. Mit Hilfe des ADAC gelangte der Wagen in die Werkstatt, der Zeltanhänger samt Reisenden und Gepäck auf den nächstgelegenen Campingplatz. Es war fast Nacht, als Familie Schut am Entenfang eincheckte.

Gestern wurde lange geschlafen und auf Luftmatratzen spät gefrühstückt. Lex und Esther Schut, ihre 15-jährige Tochter Janine und deren Freund Jesse (16) schmierten sich Margarine auf elastische Brotscheiben, krümelten eine dicke Lage Schokostreusel darauf und ergänzten den hollandtypischen Reiseproviant mit aufgebackenen Brötchen aus der Rezeption. Von ihrer zufälligen Zwischenstation hatten sie noch keine Vorstellung, erkundigten sich vorsichtig nach einer Bezugsquelle für Lebensmittel und erfuhren: Zum nächstgelegenen Supermarkt, in Bissingheim, kommt man am einfachsten mit dem Zug.

Sobald ihr Wagen wieder fahrtüchtig ist, werden die Schuts ihn zurück auf die A 3 lenken und in südliche Richtung steuern. Zweieinhalb Wochen Toskana stehen noch auf dem Zwei-Generationen-Ferienprogramm.

Ihr Aufenthalt in Mülheim war ungeplant, doch eines geschieht häufig: Viele Camper auf dem Weg nach Südeuropa biegen für ein, zwei Tage auf den Platz am Entenfang ein. Erhard Fischer, Geschäftsführer der Campinggesellschaft, berichtet beispielsweise von Langstreckenfahrern aus Schweden, die im Wohnmobil bis nach Sizilien touren. Manche kommen jährlich vorbei.

Fischer sagt: „Die Leute wissen, hier gibt es für sie immer einen Platz.” Auch für späte Gäste fände sich notfalls noch ein Eckchen: „Ich schicke um 21 oder 22 Uhr niemanden mehr weg.” Etwa 65 Plätze für Kurzzeitcamper gibt es hier. Einen Caravan oder ein Zelt abzustellen kostet 7,50 € pro Nacht, zusätzlich zahlen Erwachsene 4,50 €, Kinder ab sechs Jahren 2 €. Gar nicht selten passiert es, dass Leute wochenlang bleiben: „Meist”, so Fischer, „sind es Monteure, die in der Nähe arbeiten.”

Gestern wäre es fast noch richtig voll geworden: Eine Kindergruppe aus Styrum war angemeldet, 45 Jungen und Mädchen sollten eine Feriennacht auf dem Zeltplatz verbringen. Doch morgens sagten die Begleitpersonen kurzfristig ab: „Sie hatten Angst vor Gewitter”, so Erhard Fischer. „Der Betreuer erklärte mir: Ich kann die ja nicht alle gleichzeitig in den Arm nehmen.”

Familie Julien, beheimatet in Mülheims französischer Partnerstadt Tours, hat sogar schon einen ausgewachsenen Hagelsturm in ihrem geräumigen Zelt überstanden. Vier Kinder haben sie, im Alter zwischen sieben und zwölf. Dementsprechend steht auf der Wiese: ein Fahrradpark in verschiedenen Größen. Die Älteste Tochter von Eric und Sylvie Julien besucht in Mülheim eine Austauschpartnerin, die Eltern – neugierig auf die Stadt – kommen mit.

Heute, nach vier Tagen, wollen sie ihr Zelt abbrechen. Auch Familie Schut wäre froh, wenn die Reise weiterginge.