Mülheim. .

Bei der WAZ-Aktion „Meine Ideen für die Innenstadt“ haben viele Leser Unmut über die Parkplatzsituation und -bewirtschaftung in der City geäußert. Zu teuer, zu wenig Parkmöglichkeiten, so war vielfach die Meinung. Die WAZ beleuchtet die Thematik.

Erstattung Gebühren

Bei den 80 Händlern im Forum ist schon in den Mietnebenkosten eingepreist, dass Kunden mit Ticket im hauseigenen Parkhaus auf Verlangen die erste Stunde ihrer Parkzeit freigeschaltet bekommen – und so für einen Einkauf im Forum einen Parkbonus von 1 Euro bekommen. Am 20. Oktober wird das System umgestellt: Für die erste Stunde gibt es fortan nicht mehr den vollen, aber immerhin noch den halben Euro Parkgebühr erstattet.

Das System ist so nicht auf die Innenstadt zu übertragen. Entweder jeder Händler für sich müsste eine Regelung treffen oder etwa die Werbegemeinschaft Innenstadt eine Gemeinschaftslösung organisieren. WGI-Chef Hermann-Josef Pogge ist skeptisch: „Nehmen Sie Tepel am Markt. Wie sollte er jemandem, der ein paar Batterien kauft, noch Parkgebühren erstatten?“

Es ginge wohl nur im Verbund, was einzelne Geschäfte zumindest Stammkunden schon jetzt gewähren. Vorbild könnte auch die Schloss-Apotheke sein, die vor Jahren den „Mülheimer Taler“ als Bonussystem eingeführt hat – „leider alleine“, wie Inhaber Patrick Marx sagt. Die Taler seien gefragt, leider aber nicht als Parkgebühren-Äquivalent zu nutzen. Man habe dies mal mit dem Betreiber der Tiefgarage unter der Schloßstraße vereinbaren wollen, sei dort aber auf taube Ohren gestoßen.

Kostenfrei parken

Ein Problem: Die großen Zentren wie das RRZ oder das Centro locken mit kostenlosem Parken. Im Umfeld von Mülheims Innenstadt sind kostenlose Stellplätze nur mit viel Aufwand und Ortskenntnis zu finden. Mittlerweile wird gar der Parkplatz an der Stadthalle bewirtschaftet.

Dass es auch anders geht, zeigt Datteln. Die Revierstadt wirbt mit 2000 kostenlosen Parkplätzen in der Innenstadt – beim örtlichen Handel kommt dies selbstredend sehr gut an. „Es ist eine tolle Chance zu sagen: Es gibt hier 2000 kostenlose Parkplätze“, sagt Stefan Merten von der Werbegemeinschaft. Und Datteln steht gut da als Einzelhandelsstandort: Trotz der Nähe zu Recklinghausen und Dortmund gelingt es aktuell immer noch, eine Zentralitätskennziffer von 104 % zu erreichen – heißt: In Datteln werden mehr Handelsumsätze gemacht, als es die Kaufkraft der Bürger hergibt, Datteln zieht Kaufkraft aus Nachbarstädten. Und das, obwohl das alte Hertie-Haus noch bis Frühjahr 2012 im Umbau zum neuen Einkaufszentrum steckt.

Datteln leistet sich freies Parken trotz Nothaushalt und Schuldenstand von 122 Mio Euro. „Wir haben es gegengerechnet“, sagt Stadtsprecher Dirk Lehmanski. Man habe festgestellt, dass Parkschein-Automaten und Kontrollen so teuer sind, dass der Ertrag den Aufwand nicht rechtfertige.

Mit Parkscheibe

Das mit 1 Mrd. Euro verschuldete Mülheim tut sich indes schwer, beim Thema Parkgebühren die Kehrtwende zu vollziehen und statt der Ausweitung der Bewirtschaftung (Stadthallen-Parkplatz; Gebührenerhöhungen) dem Wunsch des Handels und von Teilen der Politik nach mehr als nur der Brötchentaste für 15 Minuten Freiparken zu entsprechen. Die WGI fordert einstündiges Parken mit Parkscheibe – für den zuständigen Amtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch angesichts der Haushaltsmisere ein rotes Tuch: „Dann fehlen der Stadt im Jahr locker 200 000 Euro, es ginge zu Lasten der Straßenunterhaltung.“

Studien sagen: Stimmt das Angebot in einer Stadt, zahlen Kunden gerne dementsprechend Parkgebühren. Und: Die Einführung von 60-minütigem Freiparken hat auf den Umsatz von Einzelhändlern praktisch keinen Einfluss.

„Kostenfreies Parken ist gut für alle“, sagt zwar IHK-Handelsexperte Guido Zakrzews­ki. „Doch allein mit Parken locke ich keine Leute in die Innenstadt, es stärkt nicht die Wettbewerbsfähigkeit.“ Davon überzeugt ist aber WGI-Vorsitzender Hermann-Josef Pogge: „Eine Stunde frei parken mit Parkscheibe würde definitiv eine Belebung bringen.“ Die WGI wolle das Thema angehen, gleichwohl wissend, dass dies „gerade unter dem Aspekt Nothaushalt schwierig umzusetzen“ sein dürfte. Trotzdem, so auch Citymanagerin Gudrun von der Linden: „Eine Stunde kostenfrei Parken würde schon helfen.“ Pogge und von der Linden kennen die Klagen der Kunden nur zu gut, widersprechen aber in einem Punkt entscheiden: Zu wenig Parkplätze gebe es nicht. Die City bietet zehn größere Parkflächen, 2779 bewirtschaftete Parkplätze stehen zur Verfügung, dazu 95 Stellplätze für Menschen mit Behinderungen. Das reicht sehr gut, sagen WGI, City-Managerin und auch IHK.

Auch bedenkenswert: Herne und Wanne-Eickel suchten die Belebung der kränkelnden Zentren ab Juli 2009 mit kostenlosem Parken ab 17 Uhr. Ende 2010 wurde das Projekt als gescheitert erklärt. Der Stadt fehlten 45 000 Euro Einnahmen – Erkenntnis, so Stadtsprecherin Silke Bender: „Die Parkplätze in der Innenstadt sind immer belegt, egal ob sie kosten oder nicht.“ Ist das in Mülheim nicht ähnlich?

Oliver Mietzsch, Hauptreferent für Verkehr und Tiefbau beim Städtetag NRW, hält gar insgesamt die mit einer Gesetzesänderung 1999 einsetzende Bewegung, mit kostenlosem Parken in Innenstädten den Handel zu beleben, für gescheitert. „Es hat sich als sehr wirkungsloses Instrument erwiesen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass man durch Parkraumbewirtschaftung mehr Frequenz schafft.“ Schließlich sei es so: Wenn ein Parkplatz Geld koste, werde er auch schnell wieder frei für die nächsten Kunden.

Wer Parken in Innenstädten kostenlos mache, subventioniere das Auto, so der Verkehrsreferent im NRW-Städtetag, Oliver Mietzsch. „Dann braucht man sich nicht wundern, wenn der ÖPNV weniger genutzt wird.“ Es sei eher die andere Denkrichtung einzuschlagen. Erwiesen sei: „Wer mit dem ÖPNV, mit dem Rad oder zu Fuß einkaufen geht, kommt häufiger, guckt dabei nach links und nach rechts und kauft am Ende mehr.“

Bei den 80 Händlern im Forum ist schon in den Mietnebenkosten eingepreist, dass Kunden mit Ticket im hauseigenen Parkhaus auf Verlangen die erste Stunde ihrer Parkzeit freigeschaltet bekommen – und so für einen Einkauf im Forum einen Parkbonus von 1 Euro bekommen. Am 20. Oktober wird das System umgestellt: Für die erste Stunde gibt es fortan nicht mehr den vollen, aber immerhin noch den halben Euro Parkgebühr erstattet.

Das System ist so nicht auf die Innenstadt zu übertragen. Entweder jeder Händler für sich müsste eine Regelung treffen oder etwa die Werbegemeinschaft Innenstadt eine Gemeinschaftslösung organisieren. WGI-Chef Hermann-Josef Pogge ist skeptisch: „Nehmen Sie Tepel am Markt. Wie sollte er jemandem, der ein paar Batterien kauft, noch Parkgebühren erstatten?“

Es ginge wohl nur im Verbund, was einzelne Geschäfte zumindest Stammkunden schon jetzt gewähren. Vorbild könnte auch die Schloss-Apotheke sein, die vor Jahren den „Mülheimer Taler“ als Bonussystem eingeführt hat – „leider alleine“, wie Inhaber Patrick Marx sagt. Die Taler seien gefragt, leider aber nicht als Parkgebühren-Äquivalent zu nutzen. Man habe dies mal mit dem Betreiber der Tiefgarage unter der Schloßstraße vereinbaren wollen, sei dort aber auf taube Ohren gestoßen.

Ein Problem: Die großen Zentren wie das RRZ oder das Centro locken mit kostenlosem Parken. Im Umfeld von Mülheims Innenstadt sind kostenlose Stellplätze nur mit viel Aufwand und Ortskenntnis zu finden. Mittlerweile wird gar der Parkplatz an der Stadthalle bewirtschaftet.

Dass es auch anders geht, zeigt Datteln. Die Revierstadt wirbt mit 2000 kostenlosen Parkplätzen in der Innenstadt – beim örtlichen Handel kommt dies selbstredend sehr gut an. „Es ist eine tolle Chance zu sagen: Es gibt hier 2000 kostenlose Parkplätze“, sagt Stefan Merten von der Werbegemeinschaft. Und Datteln steht gut da als Einzelhandelsstandort: Trotz der Nähe zu Recklinghausen und Dortmund gelingt es aktuell immer noch, eine Zentralitätskennziffer von 104 % zu erreichen – heißt: In Datteln werden mehr Handelsumsätze gemacht, als es die Kaufkraft der Bürger hergibt, Datteln zieht Kaufkraft aus Nachbarstädten. Und das, obwohl das alte Hertie-Haus noch bis Frühjahr 2012 im Umbau zum neuen Einkaufszentrum steckt.

Datteln leistet sich freies Parken trotz Nothaushalt und Schuldenstand von 122 Mio Euro. „Wir haben es gegengerechnet“, sagt Stadtsprecher Dirk Lehmanski. Man habe festgestellt, dass Parkschein-Automaten und Kontrollen so teuer sind, dass der Ertrag den Aufwand nicht rechtfertige.

Das mit 1 Mrd. Euro verschuldete Mülheim tut sich indes schwer, beim Thema Parkgebühren die Kehrtwende zu vollziehen und statt der Ausweitung der Bewirtschaftung (Stadthallen-Parkplatz; Gebührenerhöhungen) dem Wunsch des Handels und von Teilen der Politik nach mehr als nur der Brötchentaste für 15 Minuten Freiparken zu entsprechen. Die WGI fordert einstündiges Parken mit Parkscheibe – für den zuständigen Amtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch angesichts der Haushaltsmisere ein rotes Tuch: „Dann fehlen der Stadt im Jahr locker 200 000 Euro, es ginge zu Lasten der Straßenunterhaltung.“

Studien sagen: Stimmt das Angebot in einer Stadt, zahlen Kunden gerne dementsprechend Parkgebühren. Und: Die Einführung von 60-minütigem Freiparken hat auf den Umsatz von Einzelhändlern praktisch keinen Einfluss.

„Kostenfreies Parken ist gut für alle“, sagt zwar IHK-Handelsexperte Guido Zakrzews­ki. „Doch allein mit Parken locke ich keine Leute in die Innenstadt, es stärkt nicht die Wettbewerbsfähigkeit.“ Davon überzeugt ist aber WGI-Vorsitzender Hermann-Josef Pogge: „Eine Stunde frei parken mit Parkscheibe würde definitiv eine Belebung bringen.“ Die WGI wolle das Thema angehen, gleichwohl wissend, dass dies „gerade unter dem Aspekt Nothaushalt schwierig umzusetzen“ sein dürfte. Trotzdem, so auch Citymanagerin Gudrun von der Linden: „Eine Stunde kostenfrei Parken würde schon helfen.“ Pogge und von der Linden kennen die Klagen der Kunden nur zu gut, widersprechen aber in einem Punkt entscheiden: Zu wenig Parkplätze gebe es nicht. Die City bietet zehn größere Parkflächen, 2779 bewirtschaftete Parkplätze stehen zur Verfügung, dazu 95 Stellplätze für Menschen mit Behinderungen. Das reicht sehr gut, sagen WGI, City-Managerin und auch IHK.

Auch bedenkenswert: Herne und Wanne-Eickel suchten die Belebung der kränkelnden Zentren ab Juli 2009 mit kostenlosem Parken ab 17 Uhr. Ende 2010 wurde das Projekt als gescheitert erklärt. Der Stadt fehlten 45 000 Euro Einnahmen – Erkenntnis, so Stadtsprecherin Silke Bender: „Die Parkplätze in der Innenstadt sind immer belegt, egal ob sie kosten oder nicht.“ Ist das in Mülheim nicht ähnlich?

Oliver Mietzsch, Hauptreferent für Verkehr und Tiefbau beim Städtetag NRW, hält gar insgesamt die mit einer Gesetzesänderung 1999 einsetzende Bewegung, mit kostenlosem Parken in Innenstädten den Handel zu beleben, für gescheitert. „Es hat sich als sehr wirkungsloses Instrument erwiesen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass man durch Parkraumbewirtschaftung mehr Frequenz schafft.“ Schließlich sei es so: Wenn ein Parkplatz Geld koste, werde er auch schnell wieder frei für die nächsten Kunden.