Mülheim. .

Mit dem Auto: ein paar Minuten. Zu Fuß die Ruhrauen entlang: eine halbe Stunde. Mit öffentlichem Nahverkehr: 41 Minuten bis zu einer Stunde, 23 Minuten. Der Ortsteil Mintard fühlt sich abgeschnitten von dem Ort, der ihm nicht nur historisch gesehen am nächsten liegt.

Die direkte Busverbindung nach Kettwig ist seit fünf Jahren Geschichte. Und daran wird sich zur Enttäuschung der Mintarder so schnell nichts ändern.

Mit dem 132er Bus von „Mintard Kirche“ zum Klostermarkt in Saarn, dort zwei Minuten für den Umstieg in den 753er, der den Fahrgast mal gerade über die Mendener Brücke bringt, 16 Minuten Warten auf den 151er, eine Viertelstunde Weiterfahrt zum Kettwiger Markt. Das ist aktuell die beste und zeitgünstigste Variante, um mit dem Bus von Mintard nach Kettwig zu kommen. Dabei liegen beide Orte gerade mal drei Kilometer auseinander. Das ist nicht alltagstauglich.

Alltagstauglich, aber laut MVG-Angebotsmanager Peter Schwarz unwirtschaftlich war die Linie 762, die Ende Mai 2006 ein letztes Mal eine schnelle Verbindung zwischen Mintard und Kettwig herstellte. Stündlich verkehrte die 762 zwischen Breitscheid und Kettwig und nahm Mintard auf der Route mit. Die Stadt Essen und der Kreis Mettmann befanden: zu wenig Fahrgäste, zu teuer.

MVG-Mann Schwarz war jüngst erst wieder aufgefordert, diese Feststellung im Mülheimer Mobilitätsausschuss zu treffen. Eine Bürgerin aus Mintard hatte per Bürgereingabe die Wiedereinführung einer Buslinie nach Kettwig gefordert. Ihre zehnjährige Tochter sei darauf angewiesen, um zu ihrer Schule auf Essener Stadtgebiet zu gelangen. „Meine Tochter hat ein Schoko-Ticket, kann es aber gar nicht richtig nutzen.“

Die MVG fühlt sich nicht angesprochen, schließlich liege der Großteil der Strecke zwischen Mintard und Kettwig auf Essener Stadtgebiet. Die Stadt Essen hat das Anliegen der Bürgerin aus Mintard aber an Mülheim verwiesen – so viel zur Kooperation der Nachbarstädte im Nahverkehrsverbund Via.

„Die Anwohner in Mintard, die nicht über einen Pkw verfügen“, bleibt die nüchterne Feststellung der Petentin, „sind in Richtung Kettwig völlig abgeschnitten“. Das sieht auch Wolfgang Budde als stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins „Wir in Mintard“ so: „Hier in Mintard sind alle eingefleischte Kettwiger“, verweist er auf die alten Bande, die bis zur Eingemeindung wider Willen nach Mülheim im Jahr 1975 auch verwaltungsorganisatorisch mit Leben erfüllt waren. Fast alle Mintarder Kinder gingen in Kettwig zum Kindergarten und zur Schule, Kettwig sei Standort Nummer eins für die Nahversorgung. Nur ältere Mitbürger, nicht mobile, würden „notgedrungen nach Saarn“ zum Einkauf fahren.

Eine Idee des Bürgervereins war denn auch kurzzeitig, einen Bürgerbus rollen zu lassen. Ein solch aufwändiges Projekt aber selbst zu starten, so Budde, komme doch nicht in Frage. Einerseits habe Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld bei einem Besuch des Ortsteils Anfang des Jahres deutlich gemacht, dass die klamme Stadt keine Zuschüsse dafür freischaufeln könne. Andererseits, gibt Budde bei gerade einmal 670 Einwohnern zu denken: „Wo sollten wir die Leute finden, die den Bus tagsüber fahren?“

Angefragt hatte man auch beim Kettwiger Bürgerbus, ob er nicht auch diese Route bedienen könne. Keine Fahrer dafür, zu teuer, lauteten die Antworten. Wohl auch dürfte gelten: Welch attraktives Ziel Kettwig für Mintarder ist, ist Mintard längst nicht für Kettwiger. So bleibt Budde nur enttäuscht festzustellen: „Die älteren Leute kommen gar nicht mehr an ihre angestammten Plätze.“ Dabei sind die nur drei Kilometer entfernt . . .