Mülheim. .

Bei einem Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer lag die Frage von Christian Mangen (FDP) natürlich auf der Hand. Warum ist jetzt das Naturbad geschlossen und im Juli bei schlechtem Wetter geschlossen?

Wie Martina Ellerwald, Chefin des Sport-Service, erwiderte, habe man bei der Schließung am 9. September bereits damit begonnen, das Bad für den Winter herzurichten, so dass es inzwischen keinen Weg mehr zurück gebe.

Die Saisonbilanz ist allerdings ernüchternd: Lediglich rund 17 000 Besucher kamen zum Naturbad. Das ist ein Rückgang um fast 60 Prozent gegenüber der Vorjahresbilanz, die schon mehr als bescheiden war. Oder anders ausgedrückt: Im Kunstmuseum waren im vergangenen Jahr mehrere tausend Besucher mehr als im Freibad. Dass in diesem Sommer auch in anderen Bädern ein ähnlicher Rückgang zu beklagen war, ist wenig tröstlich. Das Defizit beziffert Ellerwald mit 475 000 Euro. An Eintrittsgeldern wurden lediglich 36 000 Euro eingenommen, dagegen kamen bei Veranstaltungen (Ruhr Regaae, Pollerwiesen) 21 500 Euro rein.

Dem Härtetest konnte sich deshalb das Bad schon wieder nicht stellen: Denn der sieht an drei aufeinander folgenden Tagen einen Besucherandrang von 6000 Badegästen vor. Von der Kapazitätsgrenze war das Bad an seinem Spitzentag zwar auch weit entfernt und doch gab es Probleme mit der Sichttiefe. Am 28. Juni musste das Nichtschwimmer-Becken um 17 Uhr für rund 90 Minuten gesperrt werden, weil die zulässige Sichttiefe unterschritten wurde. Ob ein erhöhter Pflegeaufwand und ein anderes Material am Uferrand daran etwas ändern werden, sei noch nicht einschätzbar, heißt beim Sport-Service. Aus mikrobiologischer Sicht gab es an zwei Tagen Probleme, was allerdings aus Sicht des Gesundheitsamtes keine Schließung nach sich ziehen musste. Ursache der Verunreinigung wird in Fäkalien von Wasservögeln gesehen. Auf die Zahlen und Probleme ging die Politik allerdings nicht ein.

Das Angebot des notorischen Naturbad-Kritikers Günter Skupsch, der bereits schon seit längerer Zeit Versuche anstrengt, wie das Bad besser, effektiver und einfacher gereinigt werden könnte, stieß dagegen auf den Applaus der Politik. Zum Nulltarif bot er an, sich in der nächsten Saison um das Nichtschwimmerbecken zu kümmern. Jetzt, wo so viele schon so nah an der Aufgabe des Bades seien, wolle er sich einsetzen, denn grundsätzlich sei er Naturbad-Fan.

Nicht optimal funktioniert es im Bad auch mit dem Schilfbewuchs der Regenerationsflächen. Dort habe sich, wie Georg Hötger (MBI) beklagt, starker „Beiwuchs“ gebildet. Die Firma Eko-Plant, die sich mit der Stadt die Reinigung teilte, habe wohl, wie Ellerwald mitteilte, die Reinigungsintensität unterschätzt und sei an einer alleinigen Betriebsführung des Bades nicht mehr interessiert. Ellerwald sieht in erster Linie ein Imageproblem. Denn alle, die im Bad waren, seien begeistert.

Die Idee, dort einen weiteren Bobbolino-Freizeitpark für Familien einzurichten, was von der Bezirksvertretung bereits verworfen wurde, blieb unerörtert. Ellerwald teilte mit, dass der Investor bereit sei, ab dem zweiten Jahr eine viel höhere Miete zu zahlen.Die Sanierung des Wennmann-Bades liegt nach Auskunft von Immobilienservice-Chef Frank Buchwald jetzt im erweiterten Zeit- und Kostenrahmen. Die Eröffnung ist für den 26./27. November mit großem Tam-Tam geplant.