Mülheim. .
Im möglicherweise millionenschweren Streit um gravierende Baumängel am Seniorenheim Haus Kuhlendahl erhebt nun ein Auftragnehmer schwer wiegende Vorwürfe in Richtung der städtischen Sozialholding und des Ingenieurbüros, das seinerzeit mit der Bauleitung betraut war.
Wie die WAZ berichtete, war in einem Bauteil von Haus Kuhlendahl, das derzeit im Auftrag der Sozialholding umfassend saniert wird, ein immenser Wasserschaden am Dach aufgetreten. Nach einem ersten Gutachten sieht die Stadttochter die Verantwortung hierfür bei sieben am Bau beteiligten Firmen. Der beklagte Schaden könnte, falls das marode Dach komplett ersetzt werden müsste, bei rund einer Mio Euro liegen.
Unter anderem wird eine Teilschuld bei der Gelsenkirchener UP-T Akustik und Trockenbau GmbH gesehen. Deren Geschäftsführer Ulrich Podszus-Tyra erhebt nun seinerseits Vorwürfe: Schon in der Planung der Dachkonstruktion liege die Ursache für die Mängel; Podszus-Tyra spricht von großflächigem Schimmelbefall rund um die Dachkonstruktion.
Anhand seiner Auftragsakten glaubt der Geschäftsführer der mittelständischen Firma, die je nach Auftragslage mit acht bis zehn Mitarbeitern ans Werk geht, diese Behauptung stützen zu können. Mindestens zwei Gründe, sagt er, seien diesbezüglich geltend zu machen. Erstens sei er selbst kurzerhand angewiesen worden, entgegen seines ursprünglichen Auftrags nicht eine dampfsperrende, sondern eine dampfdurchlässige Dämmfolie für den Innenausbau zu verwenden. Dies sei ebenso ein gravierender Mangel in der Planung wie die Entscheidung, bei der Dachkonstruktion zwischen Dämmwolle und Grobspanplatten des Zimmerei-Handwerks nicht noch Platz zu lassen für einen rund 30 Zentimeter großen, hohlen Aufbau, mittels dem das Dach hätte durchlüftet werden können.
Nach Darstellung des Trockenbau-Unternehmers sei ein Wasserschaden allein durch diese zwei Konstruktionsfehler logische Konsequenz. Im vergangenen kalten und schneereichen Winter sei der Schaden schließlich aufgetreten, als im Haus reichlich elektrische Heizlüfter eingesetzt worden seien. Die Kausalkette des Trockenbauers: Reichlich feuchte Luft stieg nach oben, gelangte durch die vom Bauherrn falsch gewählte dampfdurchlässige Dämmfolie ins Dach und konnte dort mangels Durchlüftung nicht davon abgehalten werden, sich zu einem großflächigen Wasser- und Schimmelschaden auszubreiten. Podszus-Tyra sieht die Schuld bei der Auftraggeberin, der Sozialholding: „Sie hat Zusatzkosten sparen wollen.“
Für seine Trockenbau-Firma, sagt er, gehe es nun um die Existenz. Die Stadttochter weigere sich nicht nur, die letzten drei Rechnungen mit einem Gesamtvolumen von 143 000 Euro zu begleichen, nun fordere sie auch noch 700 000 Euro zur Beseitigung von Mängeln, die sie nicht einmal benannt habe. Der Rechtsbeistand der Trockenbau-Firma, ein Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht aus einer renommierten Essener Kanzlei, spricht ein süffisantes Urteil über die Sozialholding aus: „Offensichtlich ist die Stadt klamm und verweigert deswegen die Zahlung.“ Ein selbst beauftragter Gutachter jedenfalls spreche seinen Mandanten frei von Schuld.
„Das ist an den Haaren herbeigezogen“, reagierte gestern der Geschäftsführer der Sozialholding, Heinz Rinas, auf die Vorwürfe. Das vom eigenen Haus in Auftrag gegebene Gutachten von Anfang August spreche eindeutig von „handwerklichen Fehlern, nicht Konstruktionsfehlern“. Dass man der Trockenbau-Firma gekündigt habe und kein Geld überweise, habe „andere Gründe“ – so habe man, weil die Firma in 34 Bädern die Unterkonstruktion vergessen habe anzubringen, überall die Fliesen noch mal abreißen müssen.