Mülheim. .
Für rund 100 000 Euro lässt sich die Stadt zurzeit von Kölner Gutachtern aufzeigen, wie die Innenstadt weiterzuentwickeln sein soll.
Die Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH aus Köln präsentierte jetzt erste, dabei wenig spektakuläre Erkenntnisse. Und doch soll am Ende ein Konzept stehen, mit dem stichhaltige Argumente für Anträge auf Fördermittel zur weiteren „Stadtreparatur“ Mülheims geliefert werden.
Diese Hoffnung formulierte jüngst im Wirtschaftsausschuss die Bau- und Planungsdezernentin Helga Sander. Mit dem „Integrierten Handlungskonzept Innenstadt“ wolle man Fördergebern etwas vorlegen, „bei dem alles sinnvoll ineinandergreift“.
Heißt: Mit einem stimmigen Gesamtkonzept will die Stadt Geld aus Landestöpfen abgreifen, um in der Zeit nach den großen Verkehrsbaustellen weiter daran zu arbeiten, Mülheims Mitte auf Vordermann zu bringen. Geldbeschaffung ist dabei so sehr dominantes Thema, dass die Gedanken bis hin zu einer „Quasi-Eingemeindung“ gehen.
Das Schloß Broich: Für Dominik Geyer vom besagten Kölner Stadtplanungsbüro hat es fortan – zumindest für die Konzeptarbeit – zur Innenstadt zu zählen. Nicht nur, so seine Erklärung, weil es funktional mit dem Altstadthügel eine Einheit bilde. Sondern weil es Sinn mache, beide in eine „Förderkulisse“ für den Städtebau zu packen.
„Das Ministerium“, so Geyer, „hat eine klare Ansage dazu gemacht: Zwei Förderkulissen könnt ihr euch abschminken.“ Da aber in Mülheim kaum jemand glaubt, dass das brüchige Schloss allein aus Fördermitteln der Denkmalpflege zu restaurieren ist, soll die Vereinigung mit der Innenstadt die Förderung mit Städtebau-Mitteln ermöglichen.
Was Geyer und Kollegen in einer ersten Bestandsaufnahme noch aufgefallen ist, ist zunächst mal nicht neu: Mülheim verschenkt Potenzial durch die schlechte Anbindung der Altstadt (Stichwort: versperrte Sichtachsen). Bei der Nutzung und Gestaltung des Rathausmarktes, so der Städteplaner, sei, „gelinde gesagt, aber evident, noch Luft nach oben“. Auch die „Eingangstore“ zum Innenstadtkern seien grundlegend zu gestalten, als Entree, das Lust auf mehr mache.
Stadtreparatur – das Stichwort fällt immer wieder. Die Anbindung des City-Nordens über die Auerstraße ist als künftige Großbaustelle ausgemacht. Konzepte müssen her, was aus dem Gelände der alten Feuerwache an der Aktienstraße werden soll. Dann wäre da noch der leerstehende Kaufhof, der Nordeingang zum Hauptbahnhof . . . Ideen gebe es schon, so Geyer. Man wolle aber nicht zu früh zu viel verraten – ohne Gesamtkonzept keine einzelnen Vorschläge, damit diese nicht Gefahr laufen, zerredet zu werden.
Und doch: Zur stillgelegten Güterbahntrasse der Rheinischen Bahn präsentierte Geyer doch schon ein Vorbild für eine künftige Gestaltung: New York. Dort ist eine alte, 4,7 Kilometer Bahnstrecke zum „High Line Park“ mit Wiesen, Blumen und Bänken, zur grünen Oase im Südwesten Manhattans entwickelt worden. „Das kann ein Alleinstellungsmerkmal sein, wenn man nicht nur so einen langweiligen Radweg da drauf hat“, so Geyer.
Ob Dominik Geyer die Idee des Mülheimer Designers Hermann Rokitta kennt, einen ausrangierten Zug dort zu platzieren . . .?