Mülheim. .
Noch vor Jahreswechsel werden sich Mülheimer Halter von Hunderten Pkw ohne Feinstaub-Plakette Gedanken über eine Neuanschaffung machen müssen. Denn zum 1. Januar 2012 wird Mülheim aller Voraussicht nach in großen Teilen zur Umweltzone deklariert. In zwei Schritten sollen auch Kraftfahrzeuge mit roter und gelber Plakette aus dem Verkehr gezogen werden.
So sehen es die neuen Luftreinhaltepläne für das Ruhrgebiet vor. Der Teilplan West wandert gerade mit dem Gesuch der Bezirksregierung um Zustimmung durch Mülheims politische Gremien.
Hatte Mülheim bisher nur eine Mini-Umweltzone an der Grenze zu Oberhausen, so soll es nun Teil einer Zone mit Fahrverboten für emissionsstarke Fahrzeuge sein, die den Kern des Ruhrgebietes umfasst. Mülheim wird durch die südliche Grenze der Umweltzone durchzogen: Sie verläuft (von West nach Ost) über die Duisburger Straße in Speldorf südlich abknickend über die Saarner Straße und die Straßburger Allee zur Kölner Straße (B 1) in Saarn. Von dort aus folgt sie der Kölner Straße gen Norden, über die Mendener Brücke, die Untere und Obere Saarlandstraße geht’s zur Zeppelinstraße und schließlich ostwärts über die Lilienthalstraße zur Essener Stadtgrenze. Wobei gilt: Die auf der Grenze liegenden Straßen werden nicht Teil der Umweltzone sein. Bedeutet: Die Stadt wird an allen nördlich der Grenzlinie abgehenden Straßen Zonen-Schilder aufstellen müssen – kostet: 31 200 Euro.
Aus der Umweltzone ausgeschlossen werden sollen ab 1. Januar 2012 zunächst Fahrzeuge ohne rote, gelbe oder grüne Plakette – laut Daten des Kraftfahrtbundesamtes gab es hiervon zu Beginn dieses Jahres noch 1183 Pkw und 357 leichte Nutzfahrzeuge in Mülheim. In der zweiten Stufe sollen ab Januar 2013 auch Fahrverbote für Fahrzeuge mit roter Plakette greifen. Laut Prognose sollen zu dem Zeitpunkt noch weitere 1034 Pkw und 272 leichte Nutzfahrzeuge betroffen sein. Zum 1. Juli 2014 dürfen auch keine Fahrzeuge mit gelber Plakette in der Zone verkehren; die Prognose: 4378 Pkw und 552 Nutzfahrzeuge mit gelber Plakette soll es dann noch geben.
Ausnahmen von den Fahrverboten, so Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf, sind nur streng limitiert vorgesehen; so etwa für Oldtimer mit H-Kennzeichen oder für teuer umgerüstete Kraftfahrzeuge für Menschen mit Behinderungen. Alte Wohnmobile sollen zumindest auf direktem Weg zur nächsten Autobahn fahren dürfen. „Klammer auf“, sagt Zentgraf mit Blick auf mögliche Zielorte, die in einer Umweltzone irgendwo anders liegen. Dort stünden die Reisenden vor dem nächsten Verbotsschild. Klammer zu.
Wie steht es um die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid in Mülheim? Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hat anhand von Messwerten zur Hintergrundbelastung, Verkehrsdaten und einem dreidimensionalen Stadtmodell, das Aussagen zur Ausbreitung von Schadstoffemissionen treffen lässt, Mülheim durchgerechnet und festgestellt, dass die Feinstaub-Werte stadtweit außer an der Heinrich-Lemberg-Straße in Heißen unkritisch sind. Bei Stickstoffdioxid wurden zehn Brennpunkte ausgemacht, davon liegen acht künftig in der Zone, zwei Punkte an der Kölner Straße in Selbeck nicht.
An der Aktienstraße soll es übrigens beim Fahrverbot für Lkw ab 2,8 Tonnen bleiben. Und, so Zentgraf: „Kontrollen sollen zum Regelumfang polizeilicher Aufgaben zählen.“ Die gab’s bislang nicht. So verkehren auf der Aktienstraße weiter noch unbehelligt Lkw.