Im Verfahren um die insolventen Engelbertus-Gesellschaften mit mehreren Senioreneinrichtungen in Mülheim endet an diesem Freitag eine wichtige Frist: Bis zum 30. September können mögliche Investoren ihre Angebote abgeben.

Der zuständige Insolvenzverwalter Axel Schwentker erklärt: „Es gibt über 30 Interessenten, mit denen wir derzeit verhandeln. Man muss nun abwarten, wer von ihnen ein tragfähiges Angebot vorlegt.“

Fachfremde Bewerber aus komplett anderen Geschäftsfeldern seien indes nicht darunter, sondern: „Alle arbeiten im wesentlichen im sozialen Bereich. Man verkauft also nicht an irgendwelche Leute, die keine Ahnung haben.“

Die Insolvenzverfahren über fünf der insgesamt sechs Engelbertus-Gesellschaften waren zum 1. Mai bzw. 1. Juni offiziell eröffnet worden. Nachdem der Caritas-Trägerverein für die Einrichtungen an der Seilerstraße (ambulanter Dienst, Stift und betreutes Wohnen) bereits im Februar eilig eine Auffanggesellschaft gegründet und mit 1,5 Mio Euro Soforthilfe beigesprungen war, steht bei der Suche nach einem neuen Investor der Wohnpark Dimbeck im Fokus. Mittelfristig jedoch, so hieß es im März aus dem Finanzdezernat des Bistums, soll auch für das Wohnstift an der Seilerstraße ein anderer Träger gefunden werden.

Unterdessen ist im Wohnpark Dimbeck mit insgesamt 86 Mitarbeitern den Sommer über offenbar „Ruhe und Normalität eingekehrt“. Das versichert Dirk Wiegmann, (Noch-)Geschäftsführer der Engelbertus-Gesellschaften. Zugleich herrschte hier in den letzten Monaten reger Besuchsverkehr: Über 30 Interessenten sahen sich die Einrichtungen an der Dimbeck an. „Es gab unzählige Ortsbesichtigungen“, so Schwentker.

Ernsthafte Interessenten erhalten auch Einblick in die Unternehmensunterlagen und können ein inzwischen fertiggestelltes Gutachten einsehen, das die Baumängel näher bewertet, die im Wohnpark Dimbeck unbestritten bestehen. So müssen noch Kellergeschosse ausgebaut und abgedichtet, Isolierungen fertiggestellt werden. Alles jedoch Dinge, so wird betont, die den Betrieb nicht beeinträchtigen. „Das Investorenverfahren läuft“, stellt Schwentker klar. Wenn die Übernahmeangebote vorliegen, ist der Gläubigerausschuss am Zuge, in dem die drei Akteure mit den höchsten Forderungen vertreten sind (allen voran: die Austria Leasing GmbH, eine Tochtergesellschaft der Raiffeisengruppe). Sie entscheiden gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter, wer den Zuschlag erhält.

Erst dann wird sich auch zeigen, ob Besitz und Betrieb an der Dimbeck in einer Hand bleiben oder von unterschiedlichen Investoren übernommen werden. In etwa vier Wochen, so Axel Schwentkers vorsichtige Prognose, wisse man vielleicht mehr. „Jedenfalls sind wir froh, dass dieses Unternehmen weitergeführt werden konnte, und zwar so, dass die alten Leute von all dem nichts merken.“

In der Betreuung und Pflege gab es offenbar nur sehr wenig personelle Wechsel – was wichtig ist für die teils hochbetagten Senioren, die in den Engelbertus-Häusern leben. Fast alle Mitarbeiter seien dem Unternehmen auch in der Krise treu geblieben, versichert die Geschäftsführung; Pflegefachkräfte würden natürlich immer gesucht, wie aber in anderen Einrichtungen auch.

Zur Auslastung der Häuser hat Dirk Wiegmann sehr vorzeigbare Zahlen parat: Im Wohnstift an der Dimbeck seien alle 95 stationären Plätze besetzt, die Anfragen in den letzten Monaten gestiegen. Im betreuten Wohnen habe man 47 der insgesamt 51 Appartements vermietet. Das Sankt- Engelbertus-Stift an der Seilerstraße, wo es 154 stationäre Plätze gibt, ist laut Wiegmann ebenfalls komplett belegt.

Am 7. Juli wurde das Wohnstift Dimbeck durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) routinemäßig besucht und hervorragend bewertet: mit einer Durchschnittsnote von 1,0. „Vor zwei Jahren war es noch eine 3,5. Hier zeigt sich“, so Wiegmann, „die herausragende Arbeit“. Den Prüfbericht einsehen und herunterladen kann man u.a. über das Internetportal www.pflegelotse.de.

Die Angehörigen von Senioren, die im Wohnstift Dimbeck leben, bekommen in diesen Tagen Post: Per Brief reagiert die Einrichtungsleitung auf wiederkehrende, teils irritierte oder besorgte Anfragen zur Zukunft des Hauses. Aus seiner Sicht informiert Einrichtungsleiter Stefan Thum über den Stand des Verfahrens.

„Mehr als 30 Interessenten“, schreibt Thum, „habe ich persönlich durch den Wohnpark geführt. Etwa die Hälfte stufe ich als sehr interessiert und ausreichend solvent ein.“ Einige seien auch bereits zwei oder drei Mal vor Ort gewesen, „um ihre Preis- bzw. Gebotsvorstellungen zu präzisieren und ein passendes Konzept zur Fortführung zu verfassen“.

Es könne aber nur eine Lösung geben, „in der Bewohner, Mieter und Mitarbeiter auch entsprechend berücksichtigt werden.“ Auf jeden Fall, versichert Thum, würden die Einrichtungen daher auch in Zukunft in gewohnter Weise weitergeführt. „Auch unsere Preise bleiben stabil, da diese vertraglich mit den Kostenträgern verhandelt und festgelegt wurden. Diese Sorge kann ich Ihnen nehmen.“

Einrichtung wie gewohnt weitergeführt

Dass die Kosten für einen Heimplatz berechen- und bezahlbar bleiben müssen, gilt für alle Einrichtungen, nicht nur an der Dimbeck. Aber hier scheint es momentan teilweise Erklärungsbedarf zu geben, auf den auch Geschäftsführer Dirk Wiegmann eingeht. Die Heimkosten, so legt er dar, setzen sich aus drei Posten zusammen: Investitionskosten, Pflegesatz und Heimsatz (also Kosten für Unterbringung und Verpflegung). Letztere wurden mit dem Landschaftsverband Rheinland vereinbart, und ein neuer Betreiber einer vorhanden Einrichtung könne diese Vereinbarung „zunächst“ nur übernehmen. Möglich seien danach lediglich Erhöhungen, wie sie jedes Haus regelmäßig vornehmen müsse. Meist, um gestiegenen Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen.

„Kosten für eventuelle Baumängel“, so Wiegmann weiter, „können dort nicht umgelegt werden.“ Dies werde vielmehr bereits im Vorfeld über den Kaufpreis verhandelt.