Mülheims Fußball-Landschaft kommt nicht zur Ruhe. Die Vereine TuSpo Saarn, TSV Heimaterde und Rot-Weiß Mülheim kündigten jetzt in einer gemeinsamen Erklärung an, dass sie in diesem Jahr mit ihren Mannschaft nicht an der Hallen-Stadtmeisterschaft teilnehmen werden. Der Grund: der Bau der aus Sicht der drei Vereine überdimensionierten Kunstrasenanlage an der Hardenbergstraße.

Zum Hintergrund: Die Stadt plant eine neue Sportanlage für die beiden Heißener Clubs TB Heißen und RSV Mülheim. Es entstehen zwei moderne Kunstrasenplätze, ein Kleinspielfeld und ein Vereinsheim mit Umkleidekabinen. Um das Vorhaben zu finanzieren, wird die Stadt die aktuellen Platzanlagen der Heißener Vereine, eine Anlage in Styrum und eine in der Heimaterde vermarkten. Insgesamt liegen die Kosten bei 13,1 Millionen Euro. Ende Juli wurde das Projekt vom Rat beschlossen.

An dem Projekt gab es viel Kritik: Der Tennenplatz an der Von-der-Tann-Straße in Styrum soll vermarktet werden. Darauf spielt der Mülheimer FC Vatangücü. Den angebotenen Umzug zur Oberheidstraße lehnte der Verein ab. Er will weiter in Styrum bleiben. „Bis Mitte 2013 kann Vatangücü an der Von-der-Tann-Straße spielen. Danach suchen wir nach einer Lösung in Styrum. Die kann nur Ruhrstadion heißen“, sagt Martina Ellerwald vom Mülheimer Sport-Service. Einen weitereren Kritikpunkt nannten im Juli TuSpo Saarn, der TSV Heimaterde und Rot-Weiß. Durch den Bau der Sportanlage in Heißen sehen sie sich in ihrer Existenz gefährdet; sie befürchten starke Mitgliederabwanderungen. Die Ankündigung, nicht an der Hallen-Stadtmeisterschaft teilzunehmen, untermauert ihre Forderungen. „Wir wollen, dass die Frage nach der Größe der Heißener Anlage gestellt wird. Außerdem fordern wir eine klare Aussage, wann die Plätze unserer drei Vereine saniert werden“, sagt Frank Stein, Vorsitzender von TuSpo Saarn. Am Freitag wird der MSS seine überarbeitete Prioritätenliste präsentieren. Danach wäre 2015 die Moritzstraße an der Reihe, jeweils ein Jahr später Saarn, Heimaterde und Rot-Weiß. Stein befürchtet, dass bis dahin die Vereine nicht mehr in ihrer heutigen Form existieren und fordert mehr Gerechtigkeit beim Bau von Sportplätzen: „Kunstrasen ist unsere Existenz-Grundlage.“

Aber gibt es überhaupt eine andere Lösung für Heißen? Am Sanierungsbedarf besteht kein Zweifel. 2008 scheiterte ein Neubau für beide Clubs an der Rudolf-Harbig-Straße aufgrund eines Lärmgutachtens. Eine Sanierung der bestehenden Plätze sei nicht möglich, sagt Ellerwald. Am Mühlenfeld gebe es nicht genug Platz für zwei Felder. Zusätzlich noch große Anwohnerproteste. Eine Einzelsanierung der beiden alten Anlagen könne sich die Stadt nicht leisten. Die Leonhard-Stinnes-Stiftung unterstütze das Projekt mit über drei Millionen Euro nur bei einer Zusammenlegung.

Die Stadt steckt in einem Dilemma: auf der einen Seite die verständlichen Forderungen der Vereine, die keinen Kunstrasen bekommen, auf der anderen Seite die dringende Notwendigkeit in Heißen.