Seit Jahren wird gestritten, drei Klagen sind bei Gericht anhängig, und viele Mülheimer fürchten den Untergang eines weiteren Stücks Stadtgeschichte. Doch der Konflikt zwischen der Stadt und den Vereinigte August Thyssen-Stiftungen um das denkmalgeschützte Bauensemble der Troost’schen Weberei im Luisental könnte doch noch ein gutes Ende finden.

„Wir stehen mit potenziellen Käufern der Anlage in Verhandlungen“, sagt Geschäftsführer Johannes Hartmann, der die Stiftungen vertritt. Darunter befindet sich ein Mülheimer Konsortium und ein Unternehmen, das sich europaweit auf hochwertiges Wohnen in schönen Lagen spezialisiert hat. Beide hätten ein Interesse daran, das Ensemble am Ruhrufer zu erhalten, sagt Hartmann, beiden schwebe an der Stelle ein in Mülheim einzigartiger Wohnstandort vor. Erste Planungen hierzu sind in Arbeit.

Die Stiftungen als Eigentümer würden verkaufen, vorausgesetzt, der Betrieb des benachbarten Seniorenzentrums würde nicht beeinträchtigt. „Aber wir wären auch froh, wenn wir keine Angst mehr haben müssten, dass weitere Teile der denkmalgeschützten Bauten herabbrechen.“ Zur Sicherheit wurden vor Monaten schon Zäune aufgestellt.

Froh darüber wären aber auch die Denkmalschützer und viele Mülheimer Bürger, die in der Troost’schen Weberei ein wichtiges Stück Mülheimer Geschichte, gar die Wiege der heimischen Industriekultur sehen.

Die Stiftungen wollten eigentlich abreißen. Sämtliche Gebäude sind marode, weisen starke Bauschäden auf, sind zum Teil einsturzgefährdet. Für die Stiftungen, so Hartmann, wäre eine Sanierung nicht finanzierbar. Sie müssten mehrere Millionen dafür aufnehmen. Von mindestens vier Millionen Euro war die Rede. Und: Die Sanierung solcher Bauten sei nicht mit dem Stiftungszweck vereinbar.

Den Abriss lehnte die Stadt ab, die Stiftungen klagten dagegen. Die Stadt Mülheim sah sich sogar veranlasst, mit einer Ordnungsverfügung und einem Zwangsgeld zu drohen (WAZ berichtete), um den weiteren Verfall des Tudorhauses – es gehört neben der Weberei und dem Kutscherhaus zu dem Denkmal-Komplex – zu stoppen. Die Wiederherstellung des Denkmals in 18 Monaten wird gefordert.

Einige Gutachter haben Bruch, Hausschwämme, Pilze, Moder registriert. „Es ist kein erhaltungsfähiges und erhaltungswürdiges Denkmal mehr vorhanden“, sagten die Anwälte der Stiftung und verwiesen darauf, dass der Denkmalschutz sich nicht im rechtsfreien Raum bewege.

Die Untere Denkmalbehörde hat die Mängel nie bestritten, aber die Schuld dafür in einer unterlassenen Instandsetzung gesehen. Doch schon bei der Aufnahme in die Denkmalliste im Jahr 1988 sollen deutliche Spuren des Verfalls an der Weberei sichtbar und bekannt gewesen sein, kontert die Stiftung.

Die Politik diskutiert das Thema intensiv, Anträge zum Erhalt gab es im Frühjahr des Jahres. Käme es zum Verkauf, so Hartmann, würden die Stiftungen die Klagen natürlich fallen lassen.

Für Denkmalschützer Erich Bocklenberg, aber auch für viele Bürger ist der Standort der Troost’schen Weberei einer der besten in der Stadt. Um sich als gefragte Wohnstadt zu behaupten, suchen Stadt und Planungspolitiker nach neuen Möglichkeiten, schönes Wohnen im Bestand zu realisieren und Freiflächen – wie in Menden – zu schonen.