Mülheim.

In Mülheim soll Jazz für Nachwuchs attraktiv gemacht werden: Rund 1000 Schüler kommen zu einem Konzert in die Mülheimer Stadthalle. Das Motto: „Jazz in the College“. Ein Projekt, dass schon in den Niederlanden und der Schweiz gemacht hat.

Jazz macht Schule. Mit rund 1000 Schülern ist die Stadthalle am kommenden Montag restlos ausgebucht. Manfred Mons vom Mülheimer Jazzclub hat die Großveranstaltung für alle Gymnasien und Gesamtschulen der Stadt organisiert, damit der Jazz-Funke auf den Nachwuchs überspringt. Dabei hilft eine Gruppe aus Holland, die in den Nachkriegsjahren den Jazz in die Welt geblasen hat und auf Weltklasse-Niveau spielt: die „Dutch Swing College Band“. Bob Kaper (Leiter) spricht über das Projekt „Jazz in the College“.

Freuen Sie sich auf das Konzert in Mülheim?

Bob Kaper: Ja klar. Junge Leute – das ist immer ganz spannend und für uns auch entspannend. Denn für die Kinder ist diese Musik ganz neu.

Geben Sie regelmäßig Konzerte für Schüler?

In Holland und in der Schweiz haben wir diese Konzerte schon gemacht. Aber noch nicht in Deutschland. In Mülheim ist es für uns das erste Mal.

Wie waren die Erfahrungen in Holland und der Schweiz?

Die Kinder haben meist keine Ahnung, wo Blues und Jazz überhaupt herkommen. Wenn sie das hören ist das für sie eine ganz neue Welt. Dann sagen sie: Oh, haben Sie das erfunden? Nein, diese Musik stammt aus 1900 und wir haben sie weiterentwickelt.

Kennen die jungen Leute nur noch Musik, die am Computer entsteht?

Ja, meistens. Blues kennen sie noch ein bisschen. Aber wir merken, dass die Entstehungsgeschichte und die Konzerte interessant für die Kinder sind. Wenn wir nach den Konzerten mit ihnen ins Plaudern kommen, erzählen sie, dass ihre Eltern eine CD oder LP mit Jazzmusik haben, die sie sich anhören wollen. Danach kommen sie manchmal mit ihren Eltern zu unseren Konzerten.

Wie bringen Sie dem Nachwuchs den Jazz nahe?

Wir machen zunächst klar, dass die Afrikaner ihre Rhythmen nach Amerika brachten und die Europäer die Harmonien und das ist hauptsächlich in New Orleans zusammen gekommen. Dazu haben wir sehr schöne Vorbilder in der Musik. Was wir den Kindern auch nahebringen, ist die Rollenverteilung in einer Band. Was Banjo, Gitarre und Schlagzeug machen und wie alles zusammenkommt. Daran haben sie am meisten Spaß.

Wie schaffen Sie es, dass Kinder, die ganz andere Hörgewohnheiten haben, beim Konzert dabei bleiben?

Man muss ein bestimmtes Programm haben, dass die Kinder interessiert dabei bleiben. Dazu gehören schöne Geschichten und auch Humor.

Auf Initiative von Manfred Mons und dem Jazzclub haben sich in Mülheim schon Schülerbands gegründet. Gibt es so etwas in Holland?

Ja, davon gibt es hier vier, fünf Gruppen – Bigbands, aber auch moderne Jazzbands. Wir machen ja traditionellen Jazz. In dieser Stilrichtung gibt es natürlich auch Nachwuchsbands.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs bei Dutch Swing aus?

Wir haben einen Trompeter, der ist 25. Ein neuer Posaunist kommt, der ist 26. Ja, wir werden alle älter. Die Bandbreite ist von 25 bis 72 Jahre. Es gibt einige 40er und 50er. Wir haben eine gute Balance in unserer Band. Und die jungen Leute bekommen durch uns Ältere Erfahrung vermittelt. Das ist wie beim Fußball: Man muss erfahrene Spieler haben und einige junge Leute. Die Balance bringt es mit sich, dass wir offen sind für alles Neue, das die Jungen wiederum bei uns reinbringen.

Wie kam es zu diesem Projekt „Jazz in the College“?

Es ist sehr wichtig, dass junge Menschen einen weiten Blick auf alles bekommen, was Musik heißt – von der Klassik bis zum Pop. Das wichtige Stück, das dazwischen steht, kennen sie nicht. Da müssen wir was dran tun, haben wir uns überlegt. Manfred Mons hat dann die Initiative übernommen und das Projekt mit vielen Bekannten aus der Region zusammengebastelt, wie er immer sagt. Das hat er ganz prima gemacht.

Was bedeutet es für Sie, mit jungen Leuten zu arbeiten?

Es macht immer wieder Spaß, wenn man jungen Leuten etwas Neues bringen kann, was schon sehr alt ist.