Es knirscht im Getriebe zwischen der Mülheimer Verkehrsgesellschaft und dem Veranstalter des Ruhr Reggae: Das Sommer-Spektakel ist mit über 15 000 Besuchern zu einem für die Stadt imageträchtigen und finanziell lohnenden Publikumsmagneten geworden, und doch fehlt es an entsprechender Unterstützung seitens der Stadttochter MVG, sagt der Veranstalter.

„Wir bekommen für den Ruhr Reggae keine Unterstützung in Form von zusätzlichen Einsatzbussen“, klagt Veranstalter Tilmann Rudorff. Auch die Diskussion um ein Kombiticket, das die Anfahrt per Bus mit einem Festivalbesuch kombiniert, scheiterte seit drei Jahren an den Kosten. Bei vielen Festivals im Ruhrgebiet sind solche Kooperationen Gang und Gebe, in Mülheim aber „zu teuer“, sagt Rudorff, „wir hätten den vollen Fahrpreis aufschlagen müssen, obwohl klar ist, dass es nicht alle nutzen werden.“ Das sei nicht zu vermitteln.

Im Punkt Kontrollen zeigte die MVG am Veranstaltungswochenende im Juli vollen Einsatz: Acht Kontrolleure waren auf den Linien 122 und 129 zum Festival unterwegs. Ergebnis: 92 Schwarzfahrer gingen ins Netz. Der Ruhr Reggae war für die MVG ein lohnendes Geschäft – wenn auch zum Ärger einiger Besucher und womöglich zum Imageschaden der Stadt. Denn die Betroffenen sprechen nun von falschen Informationen, unverhältnismäßigen Kontrollen und fühlen sich von dem Verkehrsunternehmen sogar bewusst abgezockt.

So wie viele andere gingen auch Bernd Theißing und seine Freunde von einem Kombiticket aus, mehrere Festivalbesucher hätten es ihnen gesagt, schildert der 18-Jährige, der zum ersten Mal dabei war, sein Erlebnis. Als sie in den Bus einstiegen, hätten sie das Festivalticket dem Fahrer vorgezeigt, aber keine Reaktion bekommen. Sobald der Bus anfuhr, seien dann sieben Männer aufgesprungen und hätten Fahrscheine verlangt: „Sieben Kontrolleure in einem Bus“, betont Theißing, „so etwas habe ich noch nie erlebt.“

Die jungen Männer fühlen sich getäuscht, sie seien nicht bewusst schwarzgefahren: „Warum hat der Fahrer nicht gesagt, dass die Eintrittskarte nicht als Fahrkarte gilt?“

Rechtlich ist der Fall eindeutig: Ein Kombi-Ticket hätte auf der Karte vermerkt sein müssen. War es aber nicht. Den Vorwurf der Betroffenen, die Kontrolle sei eine bewusste „Abzocke“ gewesen, weist Olaf Frei, Pressesprecher der MVG, daher weit zurück.

Vermeidbar wäre der Ärger jedoch gewesen: Die MVG hatte bereits am ersten Festivaltag vermehrt Schwarzfahrer auf den Linien festgestellt, Hinweise an die Reggae-Besucher gab es aber weder an Haltestellen noch im Bus oder auf den Internetseiten. Auch der Veranstalter ist darüber nicht informiert worden.

Über die Kontrollen ist Veranstalter Rudorff „irritiert. Die MVG bietet keine Busse für die Besucher an. Dafür hat sie offenbar aber verstärkt Kontrolleure einsetzen können.“