Der Umbau am Hauptbahnhof beginnt. Im Juni 2010 sollen Gebäude und Vorplatz modernisiert sein.
Überflüssig zu erzählen, dass die Bahn auch in diesem Fall eher mit Bummelzug- als mit ICE-Tempo angerauscht kam. Nun endlich wird aber doch die Ankunft der Bautrupps durchgesagt: Seit Dienstag wird die Baustelle für die Sanierung des Hauptbahnhofs eingerichtet. Die Stadt hatte sich beim Warten darauf eine gefühlte Ewigkeit die Füße plattgestanden.
So war die Erleichterung gestern im Büro von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) deutlich spürbar. Vor zehn Tagen, so die OB, seien die Unterschriften von Stadt und Deutscher Bahn unter einen Bau- und Finanzierungsvertrag gesetzt worden. „Dass wir uns darüber sehr freuen, brauchen wir, glaub' ich, nicht mehr zu betonen. Nun geht es tatsächlich los.”
Dass Bewegung in die Sache kommt, war am Montagmorgen schon auf dem Bahnhofsvorplatz zu beobachten. Dort setzte eine Firma mit Lastkränen einige Container in Position, die dem DB-Reisezentrum während des Umbaus Behelfsquartier sein werden. Selbst Mitarbeiter der DB standen gestern Morgen nahezu ungläubig in den Fenstern: Ja, es ist wirklich so weit! Nach weit mehr als einem Jahrzehnt des Bittens und Bettelns seitens der Stadt ist nun eine Einigung mit der Bahn erzielt.
Zumindest im Groben. Im Detail sind weiterhin nicht alle Weichen gestellt, wie Planungsdezernentin Helga Sander nahezu sarkastisch schmunzelnd feststellt. Das Eisenbahnbundesamt (EBA) sei in allen Belangen genehmigungsentscheidend; die Zwänge zur Absprache seien „speziell”, sie reichten bis hin zur Frage, welche Lampenformate den detaillierten Normidealen des EBA gerecht werden. So sei weiter einiges offen.
Der Fahrplan indes steht. Der Umbau beginnt in Kürze im und am Gebäude. Während die Bahn ihr Eigentum zuvorderst funktional, sicher und komfortabel für die Fahrgäste haben wollte, habe die Stadt erreicht, dass das Bahnhofsensemble wieder eine Anmutung bekomme, wie es sich ursprünglich mal gezeigt habe, so Planungsamtschef Martin Harter. So werde es „keine Abstriche an der Fassade” geben, ergänzt Chefin Sander.
Das Vordach wird gestutzt, die Gesteinsfassade sandgestrahlt, der Rest neu verputzt, Fenster ersetzt und „in die Länge gestreckt”, der Fußgängertunnel neu gefliest, die Eingangsrotunde zum großräumigen Empfang ohne Hindernisse umgebaut (Automaten kommen in die Wände), ein Leitsystem für Sehbehinderte installiert. Das Reisezentrum wird modernisiert, gegenüber die Möglichkeit für die Ansiedlung einer Gastronomie geschaffen.
Energisch hatte sich OB Mühlenfeld für ein öffentliches WC eingesetzt. Es wird geschaffen, rechts neben dem Bäcker Kamps. Die Bahn verweigerte die Unterhaltung, sie wird auf Kosten der Stadt von der Paritätischen Initiative für Arbeit übernommen, die am Bahnhof schon die Radstation betreibt. Die Sanierung im Gebäudeinneren soll im Februar, März 2010 abgeschlossen sein.
Den Vorplatz, auch Eigentum der Bahn, baut die Stadt, wenn das Reisezentrum wieder eingekehrt ist, auf eigene Kosten um. Ziel ist es, bis Juni 2010 fertig zu sein. Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Klar ist aber, dass die DB-Parkplätze zum Nordeingang verlegt werden, Autos sollen lediglich in einem „Kiss & Ride”-Bereich (dem Platz zum Verabschieden) zugelassen sein. Bäume sollen den gepflasterten Platz säumen.
Zu den Kosten des Projektes, das Planungsdezernentin Sander trotz des zeitintensiven Dickbrettbohrens im Vorfeld als „überschaubar” bezeichnet: 2,1 Mio Euro wird der Umbau im Innern kosten, 340 000 Euro die Umgestaltung des Vorplatzes. Der Kostenanteil, den die Stadt unter anderem mit Mitteln aus der NRW-Städtebauförderung trägt, liegt bei 740 000 Euro.
Und dann will die Bahn mit 3,3 Mio Euro vom Land ja noch oberirdisch die Bahnsteige sanieren. Die Bauarbeiten, so der letzte Kenntnisstand der Stadt, sollen auch bereits im September beginnen.