Beim Besuchstag im städtischen Tierheim an der Horbeckstraße kommen sich Schmusekatze Mira, Sorgenhund Django und Mensch näher.
Der „moderne Weg” führt erst mal ins Internet. Denn dort sind sie alle aufgelistet: Bill, der Hund, der keine Hunde mag. Sorgenhund Django. Katze Mira, die „Schmusebacke”. Kaninchen Bommel und, und, und . . . Am Computer kann ein Gast seinen Favoriten auswählen. Zumindest theoretisch. Um in die Praxis einzusteigen, muss man aber auch in multimedialen Zeiten noch zur Horbeckstraße fahren. Am vergangenen Samstag taten das einige Tierfreunde. Da hatte das städtische Tierheim, wie jede Woche, von 11 bis 12 Uhr geöffnet.
Das Bellen hört man von Weitem. Denn steht man zwischen den Zwingern, geben die Hunde alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie Lucy, die heiser kläfft und auf und ab läuft. Oder wie Ares, der mit beiden Pfoten am Gitter dasteht. Sheila hingegen macht sich rar – und hat mit dieser Taktik Erfolg. Denn Denise hat sich gleich in den Mischling verliebt. Seit einigen Monaten wünscht sie sich einen Hund, heute hat sie die Eltern endlich ins Tierheim bekommen. Aber: „Nur zum Gucken”, betont Mehmet Aydim. Er steht dem tierischen Familienzuwachs skeptisch gegenüber: „Das muss man sich gut überlegen. Ein Tier kann man nicht zwei, drei Tage lieben und dann vergessen.” Doch Denise gibt so schnell nicht auf, versucht's mit: „Sheila ist noch ganz klein. Die wurde am 10.10. geboren. Da hast du doch auch fast Geburtstag.” Ein gemeinsamer Fast-Geburtstag ist aber kein Argument für den Vater. Er hat ein eigenes für etwas Geduld: „Jetzt kommt der Urlaub.”
Das ist bei vielen Familien so. Deshalb herrscht in den Ferien ein wenig mehr Ruhe im Tierheim. „Wenn man in den Urlaub fährt, schafft man sich nicht vorher noch ein Tier an”, weiß Heimleiterin Marion Niederdorf. Hat die Schule wieder begonnen, ist an der Horbeckstraße regelmäßig viel los.
Oder besser: mehr los. Denn auch an diesem Samstag kommen viele Menschen. Einige wollen „nur mal gucken”. So wie Marcella, Marlena, Mariella und Jana, die am liebsten alle Hunde mitnehmen würden, aber nicht mal einen haben dürfen. Immer wieder kommen Spender vorbei, bringen Hundefutter oder Katzenstreu. Ilka Schlegel verteilt Leckerli. „Ich war lange Gassigeherin und kenne einige der Kandidaten noch von früher.” Regelmäßig besucht sie die Vierbeiner und bringt immer etwas mit, denn: „Die Tiere wachsen einem ans Herz.”
Ein Herz für Tiere hat auch Sabine Scholer. „Viele Tiere” hat sie zu Hause, alle stammen aus Tierheimen. Heute kommt Katze Sophie hinzu. „Diese Tiere haben eine besondere Art. Sie sind dankbar.” Auch Monica Ludwig würde nie ein Tier beim Züchter kaufen, holte zuletzt „zwei alte Hundedamen” zu sich. „Eine davon ist nun verstorben.” Sie will sie ersetzen, aber: „Wenn schon ein Hund da ist, ist das nicht so leicht.” Doch die Tierheim-Helfer kennen die Eigenheiten der Vierbeiner, wissen, wer gut mit anderen Hunden und mit Kindern kann, wer pflegeleicht ist, wer viel Auslauf braucht.
Solche Probleme gibt es im Blockhaus nebenan, in der Kleintierabteilung, nicht. Da hat sich Pauline (7) in Kaninchen Fips verliebt und lässt das schwarz-weiße Schlappohr nicht aus den Augen. „Der wurde in der MüGa gefunden”, sagt Marion Niederdorf. „Falls sich der Besitzer meldet, müssen sie ihn wieder abgeben.” Die Chancen dafür seien aber gering. Denn Orte mit viel Grün seien ein beliebter Aussetz-Ort. „In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl ausgesetzter Tiere stark gestiegen”, weiß die Tierheim-Leiterin und nennt es „ein Glück”, dass diese Zahl zu den Ferien in Mülheim nicht noch steigt.