Mülheim..

Zwei Radfahrer kamen in diesem Jahr im Mülheimer Straßenverkehr ums Leben. Mitte März verunglückte ein Radler an der Mendener Straße, Anfang August kollidierte ein 57-Jähriger an der Mellinghofer Straße mit einem Lkw – und verstarb noch am Unfallort. Während die polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall andauern, diskutieren Mülheimer im WAZ-Onlineforum sowie in zahlreichen Leserbriefen über die Frage der Verantwortung und die Risiken für Radfahrer im Straßenverkehr.

„Mit keinem Fahrzeug wird so bewusst gegen geltendes Recht verstoßen wie mit dem Fahrrad“, meint Werner Müller, der 25 Jahre lang in der städtischen Jugendverkehrsschule tätig war. Heute ist er im Ruhestand und blickt mit Erschrecken auf die Straßen der Stadt. „Radfahrer fahren bei Rot über die Ampel, auf Gehwegen und durch Fußgängerzonen.“ Und findet: „Hier müssten Ordnungsamt und Polizei stärker kontrollieren.“

Nicht nur bei Verkehrsverstößen, sondern auch bei mangelhaft ausgestatteten Rädern. „Es müssen gezielte Verkehrskontrollen stattfinden, genau wie bei Autofahrern“, meint Müller. „Räder sollten auf ihre Sicherheit geprüft werden und bei Untauglichkeit aus dem Verkehr gezogen werden.“ Wenn es einen TÜV für Autos gibt, müsse es auch eine solche Kontrollinstanz für Fahrräder geben, sagt er. Gezielte Kontrollen könnte er sich in Bereichen vorstellen, in denen es brenzlig für Radfahrer ist – so wie in der Innenstadt: „Dort sind die Ampelphasen sehr autofreundlich geschaltet, viele Radler fahren dann einfach bei Rot.“

Polizei setzt auf Prävention

Verkehrskontrollen im Radverkehr durchzuführen gestalte sich jedoch schwierig, erklärt Uwe Rippke, Leiter des Verkehrskommissariats 12, zuständig für die Verkehrssicherheitsberatung bei der Polizei. „Wir würden gerne mehr kontrollieren, doch die dünne Personaldecke lässt dies kaum zu.“ Zudem sei es schwierig, einen Radler mit dem Streifenwagen anzuhalten, erklärt Rippke. Flinke Fahrer seien schnell in Nebenwege abgebogen, bevor der Streifenwagen hinterher komme. So beschränke sich die Kontrolle hauptsächlich auf Unfallschwerpunkte.

Die Polizei setzt zudem stark auf Prävention: Um bereits die Kleinsten fit fürs Fahrrad zu machen, besuchen die Beamten Grundschüler und bringen ihnen die Grundlagen des Radfahrens bei. „Zudem bieten wir Schulungen für Senioren an“, sagt Rippke. „Denn die meisten Unfälle passieren nicht durch technisches Versagen, sondern durch menschliches Fehlverhalten.“

Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit für Radler

Das bestätigt Polizeihauptkommissar Peter Degener vom Verkehrskommissariat, der in seiner Freizeit selbst viel mit dem Rad fährt. „Tatsache ist, und das sage ich als Radfahrer, dass Fahrradfahren besonders dann gefährlich wird, wenn bestehende Verkehrsregeln durch Radfahrer nicht eingehalten werden.“

Anders sieht das Leserin Almuth Susanne Jahnke, die sich mehr Aufmerksamkeit für Radler wünscht. „In Holland und Münster wird stark Rücksicht auf den Radfahrer genommen. Also warum nicht hier?“ Was bleibt, ist Rippkes Appell an alle Verkehrsteilnehmer: „Nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme aller Beteiligten lassen sich Unfälle verhindern.“